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Statt gemeinsamer Politik gibt es Einzelaktionen der Staaten. Statt Zusammenarbeit Schuldzuweisungen. Statt Offenheit Zäune.

Foto: REUTERS/Yannis Behrakis

Als ich noch nicht einmal geboren war, ist Österreich der Europäischen Union beigetreten. Ich gehöre zu den privilegierten Menschen, die mit der Idee eines gemeinsamen Europas aufgewachsen sind. Zu den Menschen, die bei den Familienurlauben nie einen Pass an der Grenze zeigen mussten. Als ich drei Jahre alt war, leerte ich am Weltspartag mein Sparschwein mit Euros aus und nicht mit Schillingen.

Mit EU großgeworden

Ich gehöre zu jener Generation, die mit der Idee eines freien Europas großgeworden ist. Während meiner Jugend konnte ich das Wachstum der Europäischen Union beobachten. Einer Union, die auf dem Grundsatz der Vielfalt, der Einheit und des sozialen Zusammenhalts basiert. Eine Einheit, die gegen Rassismus und für die Grundwerte und Menschenrechte unserer Gesellschaft eintritt. Aber vor allem eine Plattform, die Bindungen zwischen den europäischen Bürgerinnen und Bürgern schafft.

Ideale wanken

Heute bin ich 19 Jahre alt und sehe, wie die Ideale der Europäischen Union ins Wanken geraten. Statt gemeinsamer Politik gibt es Einzelaktionen der Staaten. Statt Zusammenarbeit gibt es Schuldzuweisungen. Statt Offenheit gibt es Zäune. Viele Mitglieder drohen mit dem Ausstieg aus der Union. Viele kritisieren ihre Vorgehensweisen und Ideen. Alle Freiheiten, die sich die Europäische Union geschaffen hat, werden langsam wieder revidiert. So zerstören etwa unmenschliche Zustände für Flüchtlinge in Griechenland und Ungarn, Grenzzäune in Ungarn, Österreich und Griechenland und das Dublin-Abkommen meine Ansicht eines freien Europas.

Mein Europa

Ich möchte nicht Teil einer Union sein, die ihre eigenen Grundwerte nicht einhält. Ich möchte Teil eines Europas sein, das gemeinsam gegen die Mächte auftritt, die terroristische Akte für ihre eigene Propaganda missbraucht, das offen für Menschenrechte einsteht und das sich wieder auf seine Grundwerte zurückbesinnt. Das ist mein Europa! (Lotte Quatember, 1.12.2015)