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Sachverständigen-Präsident Matthias Rant hat aufgrund seiner Erfahrungen beim Wiener Skylink-Terminal eine Dokumentationssoftware entwickelt.

Foto: APA / Helmut Fohringer

Wien – Es ist ein altes Leid bei kleinen und großen Bauprojekten: Spätestens nach Fertigstellung treten Bauschäden auf, über deren Sanierung dann lange gestritten oder gar prozessiert wird. Und viel Energie fließt dabei in die Frage, welche Schäden zu welchem Zeitpunkt vorlagen und bei wem daher die Verantwortung liegt.

Matthias Rant kennt das zur Genüge. Der Zivilingenieur und Immobilienexperte ist erfahrener Sachverständiger bei Bauverfahren und hat etwa mit seinem Team die Beweissicherung für den Skylink-Terminal am Wiener Flughafen Anfang des Jahrzehnts durchgeführt. Im Zuge der mühsamen Dokumentation, bei der 140.000 Fotos und knapp 110 Stunden Filmmaterial entstanden sind, hat Rant eine Software entwickelt, die es erlaubt, jedes Dokument zeitlich und räumlich genau zuzuordnen und auch den jeweiligen Urheber des Beweisstücks eindeutig zuzuordnen. Auch Tondokumente, etwa Aufzeichnungen über Gespräche während einer Beweisaufnahme, können mit anderen Dateien verknüpft werden – und alles in ein iPad eingegeben und dort aufgerufen werden.

Nach Abschluss der Causa Skylink hat Rant ein Unternehmen gegründet, das unter dem Namen Docu-Tools seit 2012 dieses Softwarekonzept weiterentwickelt und vermarktet. Damit lassen sich Bauprozesse in Zukunft deutlich vereinfachen, ist Rant, der auch Präsident des Hauptverbandes der Gerichtssachverständigen ist, überzeugt. Er habe darauf geachtet, dass die Software für gerichtliche Auseinandersetzungen geeignet ist. Alle gespeicherten Dokumente sind urkundenecht, betont er, was Doku-Tools von Mitbewerbern unterscheide. Einmal hochgeladen, könne keine Datei mehr gelöscht oder verändert werden. Gesucht werden kann nach Ort, Zeit oder Schadenstyp.

Rant: "Bei Gericht geht es immer um die objektive Darstellung von Sachverhalten. Da muss es unbestreitbar sein, dass dieses Dokument von genau diesem Ort zu dieser Zeit kommt. Bei Gericht stellt sich oft auch die Frage: Von wem stammt die Dokumentation? Hat das Foto Herr Müller vom Kläger oder Herr Meier vom Beklagten gemacht? Denn man kann alles günstig und weniger günstig aufnehmen."

"Das spart viel Geld"

Hat man einmal den Sachverhalt der Baumängel objektiv erfasst, müsse nur noch um den Wert gestritten werden. "Komplizierte Verfahren sind unter drei Jahren nicht zu lösen", sagt Rant. "Mit einer guten Dokumentation verkürzt sich diese Dauer um ein Drittel oder die Hälfte. Beide Seiten ersparen sich dabei viel Geld." Denn Anwalts- und Gerichtsgebühren würden sich nach den oft sehr hohen Streitwerten richten.

Die Kosten der Software reichen von 2000 Euro für die kleinste Einheit bis zu rund 20.000 Euro für einen Konzern.

Das jüngste Update enthält ein Feature namens Doku-Fix, das auch externe Dokumente urkundenecht speichern kann. Damit könne auch ein Handwerker, der die Software nicht hat, mit seinem Smartphone Bilder aufnehmen und weiterschicken. (Eric Frey, 21.11.2015)