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Noriaki Kasai hat nach wie vor große Freude am Skispringen. Im Vorjahr gewann er als 42-Jähriger ein Weltcupspringen in Finnland. Heuer will er mehr. Der Sieg im Gesamtweltcup, zum Beispiel, fehlt ihm noch.

Foto: EPA/KIMMO BRANDT

Klingenthal – Sein silbernes Dienstjubiläum hat er schon hinter sich. Noriaki Kasai, am 6. Juni 1972 in Shimokawa auf Hokkaido geboren, war Skispringer, ist Skispringer, bleibt Skispringer. Am Wochenende beginnt wieder der einschlägige Weltcup – in Klingenthal, Deutschland. Kasai ist dabei. Natürlich. Es ist des Japaners 27. Saison. Sein Debüt gab er am 17. Dezember 1988 in Sapporo. Der 16-jährige Noriaki Kasai wurde 31., Matti Nykänen gewann damals vor Dieter Thoma. Ernst Vettori wurde 13. – die meisten von Kasais heutigen Konkurrenten waren da noch nicht geboren. Und die damaligen Konkurrenten haben allesamt längst ihre Karriere beendet. Kasai war ab damals ein fixer Bestandteil des Skisprung-Weltcups. Nur die Saison 1994/95 ließ er komplett aus.

Ans Aufhören denkt Kasai, 43 Jahre alt, noch nicht. "Als ich 40 wurde, habe ich beschlossen, mit 50 aufzuhören." Nun aber kandidiert Japan, kandidiert Sapporo, wohl für Olympia 2026. Ein Anreiz für den Ewigjungen. "Dann werde ich zwar fast 54 Jahre alt sein, aber es ist eine zu große Chance, um aufzugeben."

Kasai vor Kasai

Vorerst aber steht die Saison 2015/16 an. Eine Saison ohne Olympia, ohne WM, aber Kasai hat Ziele. Nur mitzuspringen reicht ihm bei weitem nicht. Kasai ist viel zu gut. Der vergangene Winter war einer seiner besten. Sechsmal sprang er aufs Podest, einmal, in Ruka, Finnland, gewann er sogar – ex aequo mit dem Schweizer Simon Ammann. 42 Jahre und 176 Tage war Kasai damals alt. In der Rangliste der ältesten Sieger von Weltcupspringen führt damit Kasai vor Kasai (Sieg beim Skiflugweltcup am 11. Jänner 2014 am Kulm). 2014 hatte er sich – bei seinen siebenten Spielen – auch endlich den Traum von einer Olympia-Medaille erfüllt. In Sotschi gewann er Silber von der Großschanze.

Heuer, verriet er der Tageszeitung Japan Times, "will ich meinen Rekord als ältester Weltcupsieger brechen. Außerdem will ich die Nummer eins im Gesamtweltcup werden."

Die große Kugel fehlt Kasai noch. 1993 und 1999 wurde er jeweils Dritter, die vergangene Saison beendete er als Sechster. Insgesamt gewann Kasai 17 Einzel-Weltcupspringen. Am 22. März 1992 holte er beim Skifliegen in Harrachov seinen ersten Sieg, damit war er gleichzeitig einschlägiger Weltmeister.

Drei Olympia-Medaillen nennt er ebenso sein Eigen wie siebenmal Edelmetall bei Nordischen Weltmeisterschaften. Die Goldene fehlt Kasai ebenso noch wie der Erfolg bei der Vierschanzentournee. Es bleiben also noch Ziele.

Koryphäe

Freude am Sport hat er sowieso. "Es macht mir viel Spaß, noch Skispringen zu können", sagt Kasai. Die Konkurrenz ist auch angetan. "Jede Sportart braucht solche Typen, die ein bisschen extrem sind", sagt der deutsche Weltmeister Severin Freund (27). "Er ist eine Koryphäe für unseren Sport", sagt Ammann (34).

Und Michael Hayböck (24), Oberösterreicher, sagte anlässlich Kasais Olympia-Silber in Sotschi: "Für Kasai jubelt jeder noch ein bisserl lauter, weil es einfach eine coole Geschichte ist, wenn man mit dem Alter da vorne mithupft. Der ist fast doppelt so alt wie ich."

Die Sache mit dem Karriereende will sich Kasai jedenfalls noch überlegen. "Wenn Sapporo die Spiele 2026 nicht bekommt, dann höre ich mit 50 auf." (rie, sid, 17.11.2015)