Immerhin. Die größte Bildungsreform aller großkoalitionär-kleingeistigen Zeiten sieht "keine Kürzung der Mittel für Schulen mit besonderen Herausforderungen" vor. Wirklich: Das steht da, im Reformpapier.

Vom selben lahmen Spirit sind die Prozent-Spitzfindigkeiten beseelt, die sich die Regierung für die Gesamtschul-Modellregionen überlegt hat. Auf dass bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ausprobiert werden kann, ob die böse Gesamtschule eh nicht unseren wohlbehüteten, g'scheiten Kindern schadet. Dann, im Jahr 2025, wird erstmalig evaluiert. Und bis dahin werden sich von der "Das Gymnasium muss gerettet werden"-Fraktion doch sicher einige tintenkillerresistente Argumente finden lassen, um ein im Kern gutes Projekt für immer auszulöschen.

Dabei ist eine gute Gesamtschule besser als der Ruf, der ihr bei manchen vorauseilt. Es gibt kein Branding mehr, keine Einteilung im Alter von zehn Jahren in gute und schlechte Schüler; neue Wege des Lernens können nicht nur, sondern müssen eingeschlagen werden. Dass sich eine solche Schule nicht mit Gebietsbeschränkungen verträgt, schreiben Experten der Regierung seit Jahren fett ins Mitteilungsheft. Dass sich solche Ideen nicht mit der dafür nötigen Zweidrittelmehrheit vertragen, haben die Grünen klargemacht.

Fürchten muss sich niemand vor der Gesamtschule. Außer vielleicht jene Lehrer, die das Drohen mit der Hauptschule als pädagogisches Mittel im Unterricht verwenden. (Karin Riss, 18.11.2015)