Bild nicht mehr verfügbar.

Kaum steigende Preise in der Eurozone – für EZB-Chef Mario Draghi ein Grund zum Handeln.

Foto: Reuters/RALPH ORLOWSKI

Frankfurt – EZB-Präsident Mario Draghi hat wegen der hartnäckig niedrigen Inflation in der Eurozone seine Bereitschaft zu einer weiteren Öffnung der Geldschleusen bekräftigt. Die Notenbank werde, wenn erforderlich, alle Mittel innerhalb ihres Mandats einsetzen, sagte Draghi am Freitag auf einem Bankenkongress in Frankfurt. "Wir werden das tun, was wir machen müssen, um die Inflation so schnell wie möglich zu erhöhen."

Die Währungshüter entscheiden am 3. Dezember über ihren weiteren Kurs. Nach den Aussagen Draghis bröckelte der Euro auf dem Devisenmarkt. Er notiert zeitweise nur noch bei 1,0665 Dollar, zuvor war er noch knapp unter der Marke von 1,07 Dollar gelegen.

Zielwert zwei Prozent

Im Oktober waren die Preise in der Währungsunion lediglich um 0,1 Prozent gestiegen. Die Europäische Zentralbank strebt als idealen Wert für die Wirtschaft eine Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent an – quasi einen Sicherheitsabstand zu auf breiter Front fallenden Preisen mit extrem schädlichen Folgen für die Wirtschaft. Die Notenbank werde es nicht ignorieren können, dass die Inflation im Währungsraum schon länger niedrig liege, sagte Draghi.

Als Instrument zum Gegensteuern steht bei der EZB insbesondere das seit März laufende Anleihenkaufprogramm im Blick. Das sei ein "mächtiges und flexibles Instrument", sagte Draghi. Dessen Umfang, Dauer und Zusammensetzung ließen sich ändern, um eine noch expansivere Geldpolitik zu erreichen. Die EZB und die nationalen Zentralbanken pumpen bereits seit gut neun Monaten Woche für Woche Milliarden in das Bankensystem, um Geldhäuser zur Vergabe von mehr Krediten an die Wirtschaft zu bewegen. Das würde die Konjunktur anschieben und für steigende Preise sorgen. Die Auswirkungen auf die Preisentwicklung blieben bisher aber mager. Bisher sollen die Käufe bis September 2016 laufen und alles in allem einen Umfang von mehr als einer Billion Euro erreichen.

Negativzinsen

Auch der sogenannte Einlagenzins ist eines der Instrumente, die die EZB nutzen könnte. "Das Niveau des Einlagenzinses kann auch die Übertragungswirkung des Anleihen-Kaufprogramms verstärken", sagte Draghi. Der Einlagenzins liegt aktuell bei minus 0,2 Prozent – Banken müssen also eine Strafe bezahlen, wenn sie über Nacht Geld bei der EZB parken. Der Einlagesatz ist also eines der Mittel, mit denen die EZB die Kreditvergabe an die Wirtschaft ankurbeln will. Bisher galt das aktuelle Niveau als Untergrenze – von dieser Auffassung waren die Währungshüter aber zuletzt abgerückt. (APA, Reuters, 20.11.2015)