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Daniel Scioli (rechts) geht für die FpV von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner ins Rennen.

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Mauricio Macri ist Kandidat der oppositionellen Plattform Cambiemos.

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Buenos Aires – Wie auch immer die Wahl am Sonntag ausgeht: Eine Premiere ist das Votum, in dem über Argentiniens künftigen Präsidenten entschieden wird, jedenfalls. Denn zum ersten Mal geht die Wahl des Staatsoberhauptes im Land im Süden Südamerikas in die Verlängerung. Bisher hatte es immer schon im ersten Wahlgang klare Mehrheiten gegeben.

Das mag auch daran liegen, dass sich die beiden Kandidaten für das Amt, Daniel Scioli und Mauricio Macri, in ihren Wahlversprechen lange ziemlich verwechselbar zeigten. Zwar gehört Scioli der regierenden "Front für den Sieg" (FpV) von Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner an, während Macri Kandidat der oppositionellen Plattform Cambiemos (Lasst uns verändern) ist. Doch stehen beide deutlich rechts von der amtierenden Staatschefin Fernández de Kirchner – der wesentliche Unterschied liegt lediglich in der Geschwindigkeit, die die beiden für die Abkehr vom Kurs der Präsidentin vorschlagen. Scioli hat versprochen, den Abschied vom staatlichen Eingreifen in die Wirtschaft langsam anzugehen und die in der Bevölkerung sehr beliebten Sozialprogramme von Fernández de Kirchner nicht unmittelbar abzubauen. Allerdings fehlt manchen das Vertrauen in den wandlungsfähigen Kandidaten, der einst als junger Politiker vom neoliberalen Staatschef Carlos Menem gefördert wurde.

Warnungen im Wahlkampf

Dennoch versuchte er zuletzt, seinen Konkurrenten Macri, den Sohn eines der reichsten Unternehmer des Landes und aktuell Bürgermeister von Buenos Aires, als Vertreter eines neoliberalen Kurses darzustellen. Scioli warnt, die von Macri angekündigte Abwertung der Landeswährung Peso werde zu einem Preisanstieg bei Lebensmitteln führen.

Weil die Vorbehalte gegenüber mehr Wirtschaftsliberalisierung in der Bevölkerung seit dem Crash der Jahrtausendwende noch immer groß sind, hatte Scioli lange als Favorit gegolten. Umfragen sahen ihn vor dem Votum vom 22. Oktober deutlich voran.

Doch die Wendestimmung nach mehr als zwölf Jahren Kirchnerismus wurde offenbar unterschätzt. Scioli setzte sich nur knapp mit 37 zu 34 Prozent durch. Seither hat sich Macri als talentierter Kandidat präsentiert, jüngste Umfragen zu der Stichwahl sagten ihm einen recht deutlichen Sieg über Scioli voraus. Dieser musste zuletzt selbst hoffen, dass die Umfragen erneut falsch liegen. (APA, mesc, 22.11.2015)