Man lässt Flüchtlinge zwar nach Griechenland und damit in die EU einreisen, den "schmutzigen" Teil des Jobs lässt man aber die Balkanstaaten Mazedonien und Serbien erledigen. Dabei waren es nicht diese Staaten, die vor wenigen Tagen begonnen haben, den Zustrom von sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen zu beschränken, sondern es war Slowenien, ein mitteleuropäisches Land, das jeden Schritt mit Deutschland und Österreich abstimmt. Kroatien, Serbien und Mazedonien zogen nur nach – was sie immer angekündigt hatten.

Niemand kann sagen, dass man die humanitäre Not, die nun folgen wird, nicht vorausgesagt hat. Viele Experten warnen seit Wochen genau vor diesem Szenario. Auf dem Balkan sind die Flüchtlinge, wenn sie nicht gerade das Glück haben, auf internationale oder lokale Helfer zu treffen, der Kälte ausgeliefert, schlimmstenfalls korrupten oder gewaltbereiten Sicherheitskräften. Die Lage kann sich von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag verschlimmern. In den mitteleuropäischen Staaten Slowenien und Kroatien ist man überfordert. Und in den Zielländern denkt man sich offensichtlich: Aus den Augen, aus dem Sinn.

Es wäre weniger verlogen, wenn Deutschland und Österreich offen sagten, dass sie an ihren Grenzen angelangt und nicht mehr fähig sind, so viele Menschen aufzunehmen. Das, was man zurzeit weiter unten im Süden geschehen lässt, ist nicht nur feige – es ist auch ungemein gemein. (Adelheid Wölfl, 20.11.2015)