In der Nähe der gut besuchten Großjedlersdorfer Amtsgasse, wo sich ein Heuriger an den nächsten reiht, und inmitten von Wohnhaussiedlungen befindet sich das Heimatstadion und Trainingszentrum des erfolgreichsten österreichischen Frauenfußballvereins, USC Landhaus. Über einen Seiteneingang in der Dragoungasse gelangen jede Woche über 90 Spielerinnen in das Vereinszentrum.
Vor rund 47 Jahren wurde der Grundstein dafür gelegt, als Gerhard Traxler, Gründervater und seither Obmann, gemeinsam mit dem damaligen Obmann des Männerfußballteams Walter Dragoun beschloss, das Frauenfußballteam in die Sektion aufzunehmen. Dadurch konnte USC Landhaus am 1. Oktober 1968 den offiziellen Spielbetrieb aufnehmen.
Frauenfußball gegen die ökonomische Krise
Doch bereits vor 1968 gab es zahlreiche Überlieferungen von "Damen", die Fußball spielten. Die Berichte beschränkten sich allerdings auf den von Männern für Männer inszenierten Frauenfußball in der Zwischenkriegszeit. Die mediale Popularisierung des Frauenfußballs sollte sowohl 1923/24 als auch 1935 die ökonomische Krise des Männerfußballs kaschieren und der Unterhaltung dienen.
Die erste Initiative zur Etablierung des Frauenfußballs in Wien startete die Wochenzeitung "Der Montag mit dem Sportmontag". Dazu wurden rund 150 Interessentinnen eingeladen, von denen 43 ausgewählte Frauen zum Theoriekurs zugelassen wurden, um anschließend unter der Leitung des bekannten Fußballspielers Ferdinand Swatosch zu trainieren. Es wurde laufend über die Fortschritte geschrieben, doch das großangekündigte Match wurde nie ausgetragen, und die Berichterstattung endete im Mai 1924 abrupt. Abseits der Medien fanden immer wieder Jux-Matches, in denen Frauen mitspielten, auf Jahrmärkten und Sportfesten statt.
Erst 1935 bekam der Frauenfußball wieder mehr Aufmerksamkeit, und im Gegensatz zu 1923/24 entstanden gleich mehrere Frauenfußballteams. Das erste öffentliche Spiel lockte über 3.000 Zuschauerinnen und Zuschauer an und übertraf damit bei weitem die Erwartungen der Veranstalter.
Nach der Gründung einer Österreichischen Damenfußball-Union (ÖDU), begann im April 1936 die erste Meisterschaft, welche im Jahresrhythmus ausgetragen wurde. Dies stieß allerdings kaum auf mediales Echo, und das erhoffte Publikum blieb aus. Die Meisterschaften fanden 1938 mit dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich ein jähes Ende. In den 1950er-Jahren diente der Frauenfußball weiterhin primär der Unterhaltung eines chauvinistischen Publikums, sowie der Umsatzsteigerung der Sportveranstalter.
Gründung trotz Verbots
Ab 1963 lässt sich eine andere Zugangsweise zu dem Sport erkennen. Erstmals formierten sich Teams, wo der Sport und die Leistung im Mittelpunkt standen und nicht die mediale Repräsentation. Gerhard Traxler war an diesem Prozess von Beginn an beteiligt. Auf die Frage, was ihn dazu bewogen habe, nennt er seine Zwillingsschwester. Sie habe leidenschaftlich gerne Fußball gespielt und nutzte die Gelegenheiten, mit anderen etwa im Stadionbad zu spielen. Da es keine österreichischen Frauenfußballteams gab, organisierten die beiden ein Fußballtraining für die Handballmannschaft, in der seine Schwester aktiv war. Allerdings "war der Handballverein daraufhin stinksauer auf uns, weil viele bei uns bleiben und nicht Handball, sondern Fußball spielen wollten."
Mit dem Großteil des Handballteams und noch anderen interessierten Frauen trainierte das inoffizielle Team zu Beginn unter dem Namen "Schwarz-Weiß Wien". Frauenfußball wurde bis 1971 vom Österreichischen Fußball-Bund verhindert, in dem Frauenfußballteams auf Verbandsplätzen nicht spielen durften. Wer dagegen verstieß, lief Gefahr, die Förderung von den zuständigen Verbänden zu verlieren. Es "ist also einem Verbot gleichgekommen", kommentiert Gerhard Traxler.
Mit der Aufnahme des Frauenteams in den Klub von Walter Dragoun wurde das Team offiziell angemeldet und erhielt den Namen USC Landhaus. Da es keine gegnerischen Teams in Österreich gab, wurden "schon im Vorfeld Mannschaften lukriert, und wir haben begonnen, in der Tschechoslowakei zu spielen. Dort haben wir am Anfang natürlich verloren, ist eh klar, aber wir haben eigentlich sehr viel gelernt, und die haben genug Geld gehabt und uns immer eingeladen."
Integration ohne Förderung
1968 etablierte sich der "Österreichische Damenfußball-Verband" (ÖDFV), und zahlreiche Frauenfußballteams wurden gegründet. Der ÖDFV war vor allem an einer medienwirksamen Vermarktung interessiert, was USC Landhaus und fünf weitere österreichische Teams stark kritisierten. USC Landhaus lehnte die sexistische Vermarktung ab, was dazu führte, dass sie nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielten.
Der Gegensatz spitzte sich weiter zu, verlor aber seine Brisanz, als die Verhandlungen mit dem ÖFB 1971 zum Abschluss kamen. In diesem Jahr kam es zur Aufhebung des Platzverbots für Frauen, und die Frauenfußballteams wurden in den ÖFB eingegliedert. Noch im selben Jahr gab es den Testlauf für eine alle Bundesländer übergreifende Meisterschaft. Nach erfolgreicher Durchführung übernahm der ÖFB das Konzept und ließ 1972/73 die erste österreichische Frauenfußballmeisterschaft und den ersten Cupbewerb austragen.
Doch die mediale und finanzielle Unterstützung durch den ÖFB blieb aus. Die anfallenden Kosten bezüglich Reisen, Platzmieten und Dressen wurden von den Funktionärinnen und Funktionären sowie den Spielerinnen getragen, was eine hohe finanzielle Belastung darstellte.
Der USC Landhaus verfügte zu Beginn über einen recht kleinen Kader von elf bis zwölf Spielerinnen. Um mehr Interessentinnen zu gewinnen, "sind wir bei einem Länderspiel vor dem Stadion gestanden und haben gleich Flugzettel an die Mädchen verteilt". Traxlers Ehefrau Frieda ergänzt: "Wenn wir eine auf der Straße gesehen haben, die ein bisschen sportlich ausgesehen hat, haben wir gefragt: 'Willst du nicht Fußball spielen?' Immer wieder ist eine hängengeblieben. Das war schon ein Engagement, sonst hätte es sich nicht entwickelt."
Von anderen Ländern lernen
Ohne diesen großen persönlichen Einsatz, den die beiden nun schon mehrere Jahrzehnte leisten, wären die zwölf Meistertitel, elf Cupsiege und der eine Supercupsieg nicht möglich gewesen. Dabei haben die Traxlers das Interesse am Frauenfußball nicht verloren, doch es gab Momente, wo der Frust überwog und Zweifel aufkamen, ob man noch etwas bewegen könne. Dies sei ihnen vor allem im Ausland bewusst geworden. "Wir haben ja sehr viel im Ausland gespielt, da haben wir eigentlich gehört, wie es denen geht und was die Verbände dort alles machen. Wie sich der Frauenfußball in Österreich entwickelt hat, ist sehr zäh."
Für 2018, zum 50-jährigen Bestehen des Vereins, werden große Pläne geschmiedet, um noch mehr Mädchen und Frauen für den Fußball zu begeistern und USC Landhaus zurück an die Spitze der Bundesliga zu bringen. Vor allem durch die Kooperation mit der Wiener Austria erhoffen sie sich eine Professionalisierung des Frauenfußballs. Wie sich das auf die Strukturen von USC Landhaus auswirkt, wird sich noch zeigen. Von Stagnation im Frauenfußball kann auf jeden Fall keine Rede sein. (Nina Langer, 25.11.2015)