Paris/Istanbul – Sieben der acht beim Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis nördlich von Paris festgenommenen Personen sind wieder auf freiem Fuß. Weiter in Gewahrsam bleibt ein junger Mann, der den Terroristen die Wohnung zur Verfügung gestellt hatte, wie französische Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichten. Seine Freundin sowie sechs Personen, die sich in dem gestürmten Gebäude oder in der Nähe aufgehalten hatten, wurden freigelassen.

Festnahmen in der Türkei

In der Türkei sind indessen in Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris drei Männer festgenommen worden. Bei einem handle es sich um einen Belgier mit marokkanischer Abstammung, sagte ein türkischer Regierungsvertreter am Samstag.

Er werde verdächtigt, mögliche Ziele für die Anschläge ausgekundschaftet zu haben. Der 26-Jährige sei in einem Luxushotel im Urlaubsort Antalya festgenommen worden. Zu den beiden anderen Männern äußerte sich der Regierungsvertreter nicht weiter. Der Nachrichtenagentur Dogan zufolge soll es sich um zwei Syrer handeln, die von der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) entsandt worden seien, um den Belgier sicher über die Grenze zu geleiten.

Als Flüchtlinge eingereist

Die französische Staatsanwaltschaft hatte zuvor mitgeteilt, dass zwei der Selbstmordattentäter von Paris gemeinsam als Flüchtlinge über Griechenland in die Europäische Union gereist seien. Dies gehe aus einem Abgleich der Fingerabdrücke der beiden Leichen hervor.

Die Fingerabdrücke beider Männer seien am 3. Oktober bei der Ankunft in Griechenland registriert worden. Dabei handle es sich um zwei der drei Attentäter, die sich vor dem "Stade de France" während des Fußball-Länderspiels Frankreich gegen Deutschland in die Luft gesprengt hatten. Bei einem der Männer wurde ein syrischer Pass gefunden. Unklar war weiterhin, ob der Pass dem Mann gehört oder gestohlen war.

Abaaoud direkt an Anschlägen beteiligt

Der als Drahtzieher der Anschläge von Paris geltende Islamist Abdelhamid Abaaoud war offenbar direkt an der Angriffsserie beteiligt. Auf einer Kalaschnikow, die sich in einem schwarzen Seat befand, wurden Spuren des 28-jährigen Belgiers gefunden, wie die Nachrichtenagentur AFP am Freitagabend aus Ermittlerkreisen erfuhr.

Drei Kalaschnikows

Damit verdichten sich die Hinweise, dass Abaaoud bei der Anschlagsserie einer der Angreifer auf eine Reihe von Bars und Restaurants war. Seit Freitag ist bereits klar, dass Abaaoud am Abend der Anschläge im Großraum Paris war.

Abaaoud sei am 13. November gegen 22.00 Uhr von einer Überwachungskamera einer U-Bahn-Station im Pariser Vorort Montreuil gefilmt worden, verlautete vonseiten der Polizei. Nicht weit davon entfernt war nach den Anschlägen der schwarze Seat gefunden worden, den die Angreifer bei der Attacke auf die Bars und Restaurants genutzt hatten. In dem Auto befanden sich insgesamt drei Kalaschnikows.

Drahtzieher

Abaaoud war nach Angaben der Staatsanwaltschaft am Mittwoch bei einem Anti-Terror-Einsatz in der Pariser Vorstadt Saint-Denis getötet worden. Bisher war wenig über die Rolle bekannt, die das Mitglied der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bei den Anschlägen mit 130 Toten spielte. Der französische Premierminister Manuel Valls hatte ihn am Donnerstag nach Bekanntwerden seines Todes als "einen der Drahtzieher" der blutigsten Anschläge der französischen Geschichte bezeichnet.

Demonstrationsverbot verlängert

Das Demonstrationsverbot nach den Terroranschlägen in Paris ist indessen bis Ende November verlängert worden. Das teilte die Polizeipräfektur der französischen Hauptstadt am Samstag mit. Die Anordnung für den Großraum Paris auf Basis des von Präsident Francois Hollande verhängten Ausnahmezustandes gilt den Angaben zufolge nun bis zum 30. November um Mitternacht. An diesem Tag soll in Paris die große UN-Klimakonferenz COP21 starten. (APA, 21.11.2015)