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Zwei Autoren, die geheime Dokumente in Büchern veröffentlicht hatten, werden nun angeklagt

Foto: APA/EPA/CIRO FUSCO

Vatikanstadt – Angesichts der als "Vatileaks-Skandal" bekannt gewordenen Enthüllungen zum vatikanischen Finanzwesen hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen fünf Personen wegen Dokumentendiebstahls erhoben. Dies teilte der Vatikan am Samstag mit. Als souveräner Staat verfügt er über ein eigenes Justizsystem.

Vor Gericht werden sich der durch seine Veröffentlichung vertraulicher Dokumente der Kurie bekannt gewordene italienische Enthüllungsjournalist Gianluigi Nuzzi sowie sein Kollege Emiliano Fittipaldi verantworten müssen. Beide hatten vor zwei Wochen getrennt voneinander Bücher veröffentlicht, in denen sie dem Vatikan unter anderem Geldverschwendung vorwerfen. Sie stützen sich dabei auf Dokumente aus der Kurie, die ihnen zugespielt wurden.

Weitere Angeklagte

Ein Prozess steht auch der PR-Agentin Francesca Chaouqui und dem spanischen Prälaten Lucio Angel Vallejo Balda, der sich in Untersuchungshaft befindet, bevor. Vallejo Balda, ein Mitglied des erzkonservativen katholischen Bundes Opus Dei, war Sekretär der von Papst Franziskus eingerichteten Kommission für die Überprüfung der Wirtschafts- und Verwaltungsstrukturen (Cosea), der auch die später wieder auf freien Fuß gesetzte PR-Expertin Chaouqui angehörte. Chaouqui durfte das Gefängnis inzwischen verlassen, weil sie mit den Behörden kooperierte.

Anklage wurde auch gegen eine fünfte Person, Nicola Maio, erhoben. Der frühere Mitarbeiter der Cosea-Kommission wurde bisher nicht mit dem Vatikleaks-Skandal in Verbindung gebracht.

System von Korruption

Nuzzi wirft dem Vatikan in seinem jüngsten Buch "Alles muss ans Licht" vor, ein System von Korruption, Günstlingswirtschaft, Privilegien und Geldwäsche zu unterhalten. Gegen ihn und Fittipaldi leitete die vatikanische Justiz ein Verfahren wegen "möglicher Beihilfe zur Verbreitung vertraulicher Informationen und Dokumente" ein. Den Angeklagten drohen bis zu acht Jahre Haft.

Fittipaldi, Journalist des italienischen Nachrichtenmagazins "L'Espresso", reagierte empört auf den Beschluss der vatikanischen Justiz, ihn vor Gericht zu stellen. "Das ist kein Prozess gegen mich, sondern gegen die Meinungsfreiheit. Auf der ganzen Welt haben Journalisten die Pflicht, vertrauliche Informationen zu veröffentlichen, die die Macht vor der Öffentlichkeit geheim halten will. Ich verstehe, dass der Vatikan in Verlegenheit ist, weil er die in meinem Buch enthaltenen Informationen nicht dementieren konnte. Ich habe jedoch nicht mit einem Prozess gegen mich und Nuzzi gerechnet", zitierte die italienische Nachrichtenagentur ANSA Fittipaldi. (APA, 21.11.2015)