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Foto: APA/AFP/STR

Yangon – Bei einem Erdrutsch in einem Jademinen-Gebiet im Norden Myanmars sind nach Angaben der Behörden fast hundert Menschen ums Leben gekommen. Seit dem Unglück am Samstag seien in der entlegenen Bergregion 97 Leichen geborgen worden, sagte eine Vertreterin der Regionalverwaltung in Hpakant im Teilstaat Kachin am Sonntag. Die Suche nach Verschütteten dauere an.

Es sei unklar, wie viele Menschen noch unter den Erdmassen begraben seien, sagte die örtliche Regierungsvertreterin Nilar Myint. Nur ein Verschütteter habe lebend aus dem Geröll herausgezogen werden können, er sei aber kurze Zeit später gestorben. Die Behörden haben demnach auch Probleme bei der Identifizierung der Toten. Die meisten der Getöteten seien Wanderarbeiter, deren Familien ganz woanders lebten, sagte die Regierungsvertreterin.

Schlechtes Wetter erschwert Suche

Mitarbeiter des Roten Kreuzes, Soldaten, Polizisten und Helfer aus den Gemeinden waren im Einsatz, um nach Überlebenden zu suchen. Ihre Arbeit wurde durch schlechte Wetterbedingungen erschwert.

Tausende von Arbeitern werden von den Milliardengewinnen aus dem Jade-Abbau in das Bergbaugebiet nahe der Grenze zu China gelockt. Bei den Opfern des jüngsten Unglücks handelt es sich offenbar um Menschen, die im Schutz der Dunkelheit nach Jadestücken in einem Schuttberg suchten, der von Baggern aufgeschüttet worden war.

Dutzende Hütten zerstört

Durch den Erdrutsch wurden Dutzende Hütten der Wanderarbeiter zerstört, die in dem Aushub der Bergwerke nach den kostbaren Schmucksteinen suchten. Da solche Abfallberge nur lose aufgeschüttet sind, kommt es immer wieder zu tödlichen Erdrutschen. Das Unglück am Samstag habe nur wenige Minuten gedauert, sagte ein Anrainer. "Sogar die Leute in weiter entfernten Dörfer haben die Schreie der Menschen gehört, die zur Unglücksstelle geeilt sind."

Suche nach Jadesteinen

Nach Angaben von Einwohnern verstärkten die Bergbaufirmen, die vielfach mit der früheren Militärjunta in Verbindung stehen, zuletzt ihre Aktivitäten in Kachin. In dem unruhigen Teilstaat, in dem mehrere Rebellengruppen aktiv sind, operieren die Bergbaufirmen weitgehend im Verborgenen. Die Anrainer in Hpakant legen den Unternehmen zahlreiche Unfälle und Landenteignungen zur Last. Die groß angelegte Suche nach Jadesteinen verwandelte die Gegend inzwischen in eine Mondlandschaft.

Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness wurden alleine im vergangenen Jahr in Myanmar Jadesteine im Wert von 31 Milliarden Dollar (knapp 29 Milliarden Euro) produziert. Dies entspräche beinahe der Hälfte des Bruttoinlandsprodukts. Laut offiziellen Zahlen setzte die Branche dagegen 3,4 Milliarden Dollar um.

(APA, 22.11.2015)