Wolfsburg – In den USA sind einem Bericht zufolge insgesamt 100.000 Autos des Volkswagen-Konzerns mit einer dort nicht erlaubten Software zur Manipulation von 3,0-Liter-Dieselmotoren ausgerüstet. Der Großteil sei im Audi Q7 und im A8 verbaut, der Rest im Porsche Cayenne und im VW Touareg, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".

Ein Sprecher von Audi wollte die Zahlen am Sonntag nicht kommentieren, bestätigte aber, betroffen seien die Audi-Modelle A6, A7, Q5 und Q7 mit dem 3,0-Liter-TDI-Motor der Modelljahrgänge 2009 bis heute.

Die US-Umweltschutzbehörde EPA hatte am Freitag mitgeteilt, Vertreter von VW und Audi hätten bei einem Treffen am Donnerstag erklärt, dass alle in den USA verkauften Autos mit Drei-Liter-Dieselmotoren der Modelljahre 2009 bis 2016 mit einer nicht zugelassenen Software-Funktion zur Abgaskontrolle ausgerüstet seien. Die Behörde hatte die Volkswagen-Gruppe Anfang November beschuldigt, mit der beanstandeten Software bei Drei-Liter-Dieselmotoren der Modelle VW Touareg, Porsche Cayenne sowie von mehreren Audi-Modellen gegen das US-Gesetz zur Luftreinhaltung verstoßen zu haben.

Bisher war nur von rund 10.000 Fahrzeugen der Modelljahre 2014 bis 2016 die Rede gewesen. Nach Angaben der EPA geht es nun um rund 75.000 zusätzliche Fahrzeuge aus den Jahren davor, also insgesamt 85.000 Autos.

Der VW-Konzern hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Medienberichten zufolge hatte es Volkswagen aber offenbar versäumt, ein erlaubtes System zur Abgasregulierung ordnungsgemäß bei den US-Behörden anzugeben.

Keine Beanstandung in Europa

Von den europäischen Behörden sei dieser Motor nicht beanstandet worden, erklärte der Audi-Sprecher am Sonntag. In den USA werde es aber weitere Gespräche mit der EPA und der kalifornischen Umweltschutzbehörde Carb geben. Der Zeitung zufolge soll es in den USA in Kürze eine Rückrufaktion geben, um eine neue Software aufzuspielen.

Die Vorwürfe im Zusammenhang mit den Drei-Liter-Dieselmotoren unterscheiden sich von der Manipulation, die VW im September eingeräumt hatte. Damals gestand der Konzern ein, weltweit bei bis zu elf Millionen Fahrzeugen mit kleineren Dieselmotoren eine Schummel-Software eingesetzt zu haben, die bei Tests zu einem niedrigeren Schadstoffausstoß führte als auf der Straße. Alle betroffenen Wagen müssen umgerüstet werden, außerdem drohen VW in den USA eine empfindliche Strafzahlung und Schadenersatzklagen. Dadurch kommen auf den Konzern Milliardenkosten zu.

In Zusammenhang mit diesem Skandal übermittelte Volkswagen den US-Behörden fristgerecht seine Vorschläge zum weiteren Vorgehen, wie die EPA am Freitagabend mitteilte. Volkswagen habe seinen "ersten Vorschlag zur Lösung der Probleme bei den Abgasen der Dieselfahrzeuge" mit einem 2,0-Liter-Motor zugeschickt, die Behörden würden diesen nun prüfen, erklärte die EPA, ohne weitere Details zu nennen.

Anfang November gestand Volkswagen zudem ein, dass bei vermutlich rund 800.000 seiner Autos der tatsächliche Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 höher ist als angegeben. (APA, 22.11.2015)