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Man biete ein "attraktives Reiseangebot ohne Subventionen mit Steuergeld", sagt Westbahn-Chef Erich Forster.

Foto: dapd / punz

Wien – Vor dem am Dienstag Nachmittag erwarteten Spruch des Verwaltungsgerichts Wien zu den vom Verkehrsverbund Ostregion (VOR) nicht fristgerecht eingereichten Änderungen im Pendlerfahrplan 2016 liegen die Nerven blank. Beim VOR, weil drei Wochen vor dem Winterfahrplan am 13. Dezember nicht klar ist, ob die derzeit fünf ÖBB-Rex200-Zugpaare Wien-Amstetten wie geplant durch täglich bis zu elf Regionalschnellzugpaare Wien-St. Pölten ersetzt werden dürfen.

Westbahn wiederum fürchtet, dass das Gericht diesem geplanten, (aber zu spät veröffentlichten) Einsatz zusätzlicher Rex200-Züge zustimmt und ihr so Konkurrenz im Regionalzugsegment erwächst. Die zur Hälfte im Eigentum der Haselsteiner Familien Privatstiftung stehende Westbahn sorgt mit neuen Tarifen für die Fahrplanumstellung am dritten Adventsonntag vor. Westbahn-Züge halten künftig am Bahnhof Tullnerfeld auf der Strecke St. Pölten über Wien-Hütteldorf nach Westbahnhof. Damit biete man ein "attraktives Reiseangebot ohne Subventionen mit Steuergeld", sagt Westbahn-Chef Erich Forster, der mit neuen Zeitkarten die des VOR um zehn- bis 15 Prozent unterbietet.

Jahreskarte

Eine Westbahn-Jahreskarte Amstetten-Wien kostet 1379 Euro, also um 219 Euro weniger als die des VOR. Wien-St. Pölten ist mit 1139 Euro um 26 Euro billiger, Amstetten-Tullnerfeld (1349 Euro) 167 Euro unter VOR-Tarif. Die Wiener Jahreskarte (Zone 100) ist in beiden Tarifen nicht inkludiert. "Populistisches Rosinenpicken" nennt VOR das Westbahn-Angebot, der teurer sei und "solidarisch" Verkehrslinien auch in wenig frequentierte Regionen anbiete.

Hintergrund der Änderungen: Der Hauptbahnhof geht am 13. Dezember in Vollbetrieb, und der ÖBB-Personenverkehr dirigiert seine Schnellzüge (IC, ICE, RJ) über Lainzertunnel und Meidling zum Hauptbahnhof. Der Wiener Westbahnhof, erst vor wenigen Jahren zu einem Shoppingcenter mit Gleisanschluss ausgebaut, wird zum Regionalbahnhof degradiert. Tausende Fahrgäste müssen mit Änderungen bei "ihren" angestammten Zugverbindungen rechnen, Schnellzüge fallen weg, Umsteigen in Wien-Hütteldorf in die U4 geht nur noch aus ÖBB-Regionalzügen oder von der Westbahn. Klassische Schnellzüge ab Westbahnhof nach Linz und Salzburg bietet nur mehr Westbahn an.

Füllen sollen die Lücke zusätzliche ÖBB-Pendlerzüge Rex200 nach St. Pölten zum Stundentakt mit Mittagslücke. Er ist in Schwebe – auch weil die täglich elf neuen Rex200-Zugpaare in St. Pölten als Zubringer zum Railjet nach Salzburg und Innsbruck fungieren. Positive Netzeffekte wie diese wecken Zweifel an der behaupteten Kostenneutralität. Auch deshalb braucht es eine Entscheidung des Gerichts. Grundsätzlich darf der bis 2019 laufende Verkehrsdienstvertrag geändert werden, auch in Direktvergabe, aber: All das ist ein Jahr vorher öffentlich anzukündigen. Letzteres hat VOR unterlassen, Westbahn klagte. (ung, 23.11.2015)