Der Umsatz je Zimmer ist in der gehobenen Hotellerie diesen Sommer erstmals seit Jahren gestiegen. Allerdings bestehen Zweifel, dass das schon die von manchen erhoffte Trendwende ist.

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Wien – Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Diese alte Bauernweisheit könnte, glaubt man Experten, auch für Österreichs Tourismus gelten. Erstmals seit Jahren ist im Sommer der Umsatz je Hotelzimmer wieder gestiegen. "Uns hat das ziemlich überrascht", sagte Thomas Reisenzahn von der Tourismusberatung Prodinger dem STANDARD. Eine Trendwende sei dies aber wohl noch nicht.

"Man darf nicht vergessen, unter welchen Rahmenbedingungen das stattgefunden hat", sagte Reisenzahn. "Der Sommer war ein Traum, die mehr als 70 Millionen Nächtigungen sprechen für sich. Außerdem ist das Zinsniveau unglaublich tief." Das werde aber nicht immer so bleiben.

Schon 2016 seien neue Belastungen für die Branche programmiert, etwa in Gestalt der ab Mai wirksam werdenden Erhöhung des Mehrwertsteuertarifs für Tourismusbetriebe von zehn auf 13 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland hat den Umsatzsteuersatz von 19 auf 7,0 Prozent verringert, in der Schweiz sind aktuell 3,8 Prozent abzuführen, die EU-Kommission empfiehlt 5,5 Prozent.

Unterschiedliche Berechnungsmethoden

Durch unterschiedliche Berechnungsmethoden war die Vergleichbarkeit von Ertragszahlen in österreichischen Tourismusbetrieben bisher vielfach nicht gegeben. Durch Anwendung einheitlicher Verbuchungsstandards, die sich von dem in den USA gebräuchlichen Uniform System of Accounts for the Lodging Industry (Usali) ableiten, stehen Prodinger nun monatsaktuelle Benchmarkwerte zur Verfügung.

Diese zeigen folgendes Bild: In der gehobenen Ferienhotellerie (vier und fünf Sterne), auf die sich die Untersuchung bezieht, ist der Umsatz je Zimmer im Vergleich zum Sommer 2014 um knapp 7,5 Prozent auf durchschnittlich 154,77 Euro gestiegen. Der Umsatz je Bett hat sich um gut acht Prozent auf durchschnittlich 73,17 Euro verbessert. Gestiegen ist auch die Bettenauslastung, und zwar um 2,6 Prozentpunkte auf durchschnittlich 72,82 Prozent. Der Wareneinsatz in Prozent des Umsatzes ging wegen Verbilligungen unter anderem bei Reinigungsmitteln leicht auf etwa 15 Prozent zurück, der Personalaufwand legte von Sommer 2014 auf Sommer 2015 hingegen um 0,7 Prozentpunkte auf 33,34 Prozent zu.

Schwache Erträge

Die Ertragsschwäche vieler Hotelbetriebe sei "eine seit Jahren bekannte Tatsache", sagte Franz Hartl, Chef der Tourismusbank ÖHT. Der Gross Operating Profit (GOP), die Differenz zwischen Umsatz und betriebsbedingtem Aufwand, stagniert seit Jahren. Diese Kennzahl, die man als Betriebsergebnis eines Hotels umschreiben kann, hat sich laut Zahlen der ÖHT im Zeitraum 2010 bis 2014 nur unmerklich von 8744 Euro je Zimmer und Jahr auf 8761 Euro verändert.

"Das ist bedenklich, weil mit diesem Geld ja Investitionen getätigt, Steuern gezahlt und Schulden getilgt werden müssen", sagte Hartl. Und es werde nicht einfacher in Zukunft.

Durch das Internet seien die Preise transparent wie nie, eine Erhöhung derselben nur möglich, wenn im Gegenzug spezielle Leistungen geboten würden. Doch auch das koste wieder Geld. (Günther Strobl, 24.11.2015)