Kathrin Zechner (ORF-Fernsehdirektorin), Martina Ebm, Nina Proll, Adina Vetter, Maria Köstlinger.

Foto: ORF/Milenko Badzic

Nina Proll (Nicoletta Huber).

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Adina Vetter (Sabine Herold).

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Wien – Wenn sich ORF-Spitzen von gut einem halben Dutzend Schauspielerinnen und Schauspielern, Produzenten sowie dem Regieduo flankieren lassen, dann ist es entweder ein paar Monate vor der nächsten ORF-Generalswahl oder es gibt etwas zu feiern: einen Quotenhit zum Beispiel. In Ausnahmefällen trifft gleich beides zu – wie am Montag. Durchschnittlich 857.000 Seher erreichten die zehn Episoden der ersten Staffel der "Vorstadtweiber" im ORF. Dazu kommen noch knapp 1,4 Millionen Abrufe der Folgen auf der TVthek. Gründe genug, um schon unmittelbar nach Ende der Dreharbeiten für die Fortsetzung zu trommeln.

Die ORF-Erfolgsgeschichte nach dem Drehbuch von Uli Brée geht voraussichtlich im März weiter. Dann steht die zweite Staffel der "Vorstadtweiber" auf dem Programm. Mit den bewährten Zutaten: Intrigen, Sex und einem Schauspielerensemble, das harmoniert. Zu den Charakteren aus Staffel eins wie Gerti Drassl, Nina Proll, Maria Köstlinger, Martina Ebm und Adina Vetter gesellen sich noch Julia Stemberger und Hilde Dalik.

Die Regiearbeit teilen sich wieder Harald Sicheritz und Sabine Derflinger. Ob ein Skandälchen eingestreut wurde, wie der schwule Strache aus Staffel eins, lässt sich nach dem mehrminütigen Zusammenschnitt nicht herauslesen, der bei der Präsentation zu sehen war. Der Quote würde es jedenfalls nicht schaden. Strache lässt grüßen.

Zeitgleiche Ausstrahlung in der Schweiz

"Der Druck für die zweite Staffel war extrem", sagte ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner. Die Vorbereitungszeit sei kurz gewesen. Gedreht wurde seit April in zwei Dreimonatsblöcken. Für die dritte Staffel, die es laut Zechner geben wird, wünscht sie sich mehr Zeit: "Die Serie ist ein Juwel, das wir pflegen möchten."

Poliert und getragen wird das Schmuckstück aber nicht nur vom ORF, sondern von einer Drei-Länder-Phalanx und einem Markt, der beinahe 100 Millionen Einwohner schwer ist. Ebenso wie die erste Staffel entstand auch die zweite in Kooperation mit der ARD. In Deutschland soll die Serie erst nach der ORF-Ausstrahlung, die für 14. März 2016 avisiert ist, zu sehen sein. An Bord ist auch der Schweizer Rundfunk (SRF). "Vorstadtweiber 2" soll in der Schweiz parallel zu den ORF-Terminen gezeigt werden. Nicht synchronisiert.

Für ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sind die "Vorstadtweiber" "etwas Besonderes". "Ich habe die Rahmenbedingungen ermöglicht", sagt er, nicht ohne dem Motor hinter der Serie Rosen zu streuen. TV-Direktorin Zechner sei eine "mutige, kreative Fernsehmacherin". Den Titel "Vorstadtweiber" hätte sich sonst kaum jemand getraut. Es gebe nur wenige ORF-Produktionen, auf die er im Ausland so oft angesprochen werde. Ein Mitgrund sei Youtube, wo sich "Hunderttausende" die Serie angeschaut hätten.

Aufreger erwünscht

Apropos Titel: "Eigentlich sind wir alle Vorstadtweiber", sagt ORF-Fernsehfilmchef Heinrich Mis, denn: "Wir streben nach Liebe, Glück und Erfolg." Die Ingredienzien fänden sich nicht nur im Fernsehen, sondern auch vor dem TV-Gerät – materialisiert auf der Couch liegend. "Ein bisschen 'Vorstadtweiber' steckt in allen von uns." Die Serie habe Debatten ausgelöst, so Mis. Etwa, ob man "Weiber" sagen dürfe. Würde sich der ORF an der Richtschnur der Political Correctness orientieren, "müssten wir 90 Prozent der Drehbücher einstampfen". Ohne Konflikte schaue das niemand.

Wie schon zuvor "Braunschlag", "Altes Geld" oder die aktuellen "Landkrimis" könnte "Vorstadtweiber 2" vor der Ausstrahlung im TV bereits auf Flimmit laufen und auf DVD erscheinen. Im Schlepptau des Quotenbringers könnte die ORF-Videoplattform von der Popularität der Serie profitieren. Bei nach eigenen Angaben derzeit 32.000 Kunden gibt es noch Luft nach oben.

Klar dagegen spricht sich allerdings ORF-Fernsehfilmchef Mis aus. "Vorstadtweiber" gehöre zu den "letzten großen Free-TV-Events, die wir haben", sagte Mis am Rande der Serienpräsentation zum STANDARD. Er wünscht sich eine zeitgleiche Ausstrahlung. Das sei nicht primär eine Frage der Quote, versichert er, sondern des "Live-Charakters". Ein Wunsch, der womöglich mit jenem des ORF-Finanzdirektors nach Mehreinnahmen mit der Produktion kollidiert.

Um auf die zweite Staffel einzustimmen, zeigt der ORF voraussichtlich ab 11. Jänner jeweils am Montag im Hauptabend die Wiederholung der ersten zehn Episoden, bis dann ab 14. März die zweite Staffel anschließt. (Oliver Mark, 24.11.2015)