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Ein F-16-Kampfjet der türkischen Luftstreitkräfte auf der Basis Konya.

Foto: REUTERS/Umit Bektas

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Ein Sukhoi Su-24-Jet wurde abgeschossen.

Foto: REUTERS/Shamil Zhumatov/Files

Dieser Screenshot zeigt den Absturz des Kampfjets auf syrischem Gebiet.

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Ankara/Moskau – Die türkische Luftwaffe hat am Dienstag ein russisches Kampfflugzeug an der syrischen Grenze abgeschossen. Zwischen den Regierungen in Ankara und Moskau gibt es nun Differenzen, ob der Luftraum der Türkei verletzt wurde oder nicht.

Vertreter der Nato-Staaten kommen aus diesem Grund zu einer Sondersitzung zusammen. Das Treffen werde um 17.00 Uhr beginnen, teilte die Nato mit.

RT

Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Abschuss als "Messer in den Rücken" bezeichnet, der von "Helfershelfern von Terroristen" ausgeführt wurde. Der Vorfall werde ernste Konsequenzen für die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei haben, sagte Putin am Dienstag im russischen TV.

Der russische Jet sei von F16-Kampfflugzeugen abgeschossen worden und etwa vier Kilometer von der Grenze entfernt auf syrischem Gebiet abgestürzt, sagte Putin. Das russische Flugzeug habe keine Gefahr für die Türkei dargestellt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Tass wurde der türkische Militärattaché in Moskau ins Außenministerium zitiert.

Ein türkischer Regierungsangehöriger sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Abschuss des Flugzeugs sei nicht gegen ein bestimmtes Land gerichtet. Man habe nur türkisches Territorium verteidigt.

Zu dem Vorfall kam es Dienstagfrüh an der Grenze Syriens zur Türkei nahe der Mittelmeerküste. Nach türkischen Angaben wurde das Kampfflugzeug vom Typ SU-24 zehnmal binnen fünf Minuten gewarnt, dass es in fremden Luftraum eingedrungen sei. Daraufhin habe man eigene F-16-Jets geschickt und die Maschine abgeschossen.

Einer der beiden Piloten, die sich per Schleudersitz aus dem Flugzeug retten konnten, wurde von turkmenischen Rebellen gefangengenommen, berichtete der Sender CNN Türk. Laut dem Fernsehsender Al-Arabya ist der zweite Pilot tot.

Am Fallschirm erschossen

Nach Angaben der syrischen Rebellen sind beide Piloten tot: Turkmenische Kräfte hätten die beiden Männer erschossen, sagte der Vize-Kommandant der verantwortlichen Rebellengruppe, Alpaslan Celik, am Dienstag nahe dem Ort Yamadi in Syrien zu Journalisten.

Das Flugzeug stürzte nahe dem Ort Yamadi ab. In einem von syrischen Oppositionsgruppen verbreiteten Video ist zu sehen, wie sich die Piloten per Schleudersitz aus der Maschine retten. "Unsere Kameraden eröffneten auf sie das Feuer und sie starben in der Luft", erklärte Celik. Zum Beweis zeigte er angebliche Stücke des Fallschirms der Piloten.

Nach türkischen Angaben hat sich Dienstagfrüh auch ein zweites Flugzeug aus Syrien kommend der Grenze genähert. Dieses und der daraufhin abgeschossene russische Kampfjet seien gewarnt worden, sagte ein türkischer Regierungsangehöriger der Nachrichtenagentur Reuters. Das russische Militär teilte indes mit, man suche mit Helikoptern nahe der Grenze zur Türkei nach den Piloten.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte laut den Nachrichtenagenturen Ria und Interfax am Dienstag, die Maschine habe den türkischen Luftraum nicht verletzt und sei über Syrien getroffen worden. Es habe offenbar Beschuss vom Boden gegeben, meldete Interfax.

Schleudersitz

Auf Videomaterial von dem Abschuss, das türkische Medien zeigten, ist zu sehen, dass sich die beiden Piloten per Schleudersitz aus der Maschine retten konnten. Die Reste des Flugzeugs gingen in einer als "Turkmenen-Berge" bekannten Region in Nordsyrien an der Grenze nieder. Dort kämpften Regierungstruppen zuletzt gegen Rebellen.

Der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu teilte Dienstagfrüh mit, mit Nato, Uno und anderen Staaten die Entwicklungen an der Grenze zu Syrien besprechen zu wollen. Bereits am Montag forderte die Türkei die Einberufung des Uno-Sicherheitsrats, um Attacken auf Dörfer der turkmenischen Minderheit im Grenzgebiet Syriens zur Türkei zu besprechen. Vergangene Woche wurde aus Protest gegen Luftangriffe auf die Dörfer in Ankara der russische Botschafter ins Außenministerium zitiert.

Hubschrauber beschossen

Syrische Rebellen haben Aktivisten zufolge im Nordwesten des Landes einen russischen Hubschrauber getroffen. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte am Dienstag, der Hubschrauber sei in einem vom Regime kontrollierten Gebiet notgelandet, nachdem er unter Feuer geraten sei.

Regimegegner berichteten, er sei nahe der Grenze zur Türkei von einer Panzerabwehrwaffe getroffen worden. Zu Opfern gab es zunächst keine Angaben. Den Informationen zufolge wurde der Hubschrauber in der Region getroffen, in dem die türkische Luftwaffe am Morgen eigenen Angaben zufolge einen russischen Kampfjet abgeschossen hatte.

(red, APA, 24.11.2015)