Der historische Erlass vom 23. April 1516, mit dem Gerste, Hopfen und Wasser als einzig zulässige Bierzutaten festgeschrieben wurden, ist in den vergangenen Jahrzehnten medienwirksam zum "Reinheitsgebot" hochstilisiert worden – und die Deutschen feiern ihr "ältestes Lebensmittelgesetz der Welt" (das freilich stets situationselastisch angepasst wurde) zum 500-Jahr-Jubiläum mit einer Reihe von Ausstellungen.
Charmant ist der Plan des Jüdischen Museums München, den jüdischen Beitrag zur Bierkultur unter dem Motto "Bier ist der Wein dieses Landes" auszustellen – und dazu ein eigenes Bier brauen zu lassen. Dieser Tage wurde entschieden, dass der Sondersud ein Collaboration-Brew von Crew Republic in München (mit "Drunken Sailor" hierzulande vertreten) und der Jerusalemer Herzl-Brewery werden soll.
Herzl hat heuer ein beeindruckendes Tobacco-Porter (bei der Nachgärung wurde tatsächlich Tabak verwendet) auf den Markt gebracht. Aber für das Münchner Publikum, das das Reinheitsgebot feiert, wird man etwas deutlich Konservativeres brauen: Der israelische Brauer Maor Helfman (er hat bei der schottischen Brew-Dog-Brauerei gelernt) hat angekündigt, bei Crew Republic ein Bier im Stile des California Common brauen zu wollen, also ein untergäriges, warm vergorenes Bier, wie man es oft im 19. Jahrhundert in den USA kannte. (Conrad Seidl, RONDO, 4.12.2015)