Jürgen Todenhöfer – Wenn er spricht, haben die anderen Pause.

Foto: Screenshot/Puls4 Mediathek

Schon das äußere Erscheinungsbild suggeriert, dass dieser Mann weiß, wie man sich einem feindlichen Gegenüber anzunähern hat. Den grünen Anorak gibt er deshalb nicht in der Garderobe ab, da mag der Leuchtkörper noch so heiß von der Decke brennen. Gegen unliebsame Bedingungen gibt es schließlich rasche Hilfe. Ein Wasserglas wieder aufzufüllen, das ist im Notfall das geringe Übel, das bisschen Schwitzen ist er ohnehin von seinen Einsätzen an der Front gewöhnt.

Jürgen Todenhöfer heißt der Mann, er hat beim IS ("ei es") in Syrien mehr als zwei Wochen zugebracht, er war schon bei den Mudschahedin in Afghanistan, er hat alle harten Terrororganisationen der letzten Jahrzehnte besucht. Er war sogar bei der CDU. Und nun sitzt er bei Corinna Milborn beim Talk auf Puls 4. Wenn er spricht, haben die anderen Pause. Pro und Contra, bah, geschenkt! Todenhöfer ist sich selbst genug. Er spricht leise, nachdenklich, gezielt injiziert er das Pathos des Connaisseurs in uns: Der IS sei "die gefährlichste Terrororganisation aller Zeiten". Das sitzt. Islam und IS? Wie "Liebe und Vergewaltigung".

Wenn jemand anderer spricht, ist Todenhöfer schnell gelangweilt. Dann lehnt er sich zurück und nutzt die Freiheiten seines Drehstuhls. "Erzählen Sie mir nichts", erwidert er auf Düzen Tekkal, die einen Film über die Massaker an den Jesiden gedreht hat. Was sagt das schon? Niemand hat mehr gesehen als er. Mehr Opfer, mehr verlorene Seelen, die sich von der westlichen Welt abgewandt haben.

Todenhöfer weiß auch, dass Bombardierungen nichts nützen. Er hat die bessere Strategie parat. Er weiß, wie man den IS besiegen könnte. Aber da fällt ihm Milborn ins Wort. (Dominik Kamalzadeh, 24.11.2015)