Der Weg in die Selbstständigkeit – dieses Ziel haben sich zehn junge und innovative Projektteams aus ganz Österreich gesetzt, die am Startup-Förderprogramm aws First der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) teilnehmen. Dort formen sie mit der Unterstützung erfahrener Mentoren im nächsten Jahr ihre Ideen zu vielversprechenden Geschäftsmodellen und bekommen im Business Lab das Know-How, nützliche Tools und die notwendige Vorbereitung für eine erfolgreiche Unternehmensgründung.

Ungewöhnliche, kreative und geniale Projekte

Die ersten fünf Projekte wurden bereits vorgestellt. Die Ideen der Teilnehmer sind vielfältig und reichen vom Studentenmagazin, das auf Toilettenpapier gedruckt wird, bis zum Autorennspiel für blinde Smartphone-Nutzer. An einprägsamen und ungewöhnlichen Geschäftsideen mangelt es den Teams also nicht. Die weiteren fünf Teams, die hier im Kurzportrait vorgestellt werden, sind nicht minder kreativ.

Auf der Bühne präsentierten die Teilnehmer ihre Projekte vor Publikum.
Foto: Georg Scheu/aws

Mehlwürmer als Fleischersatz

Die Studierenden Alexandra, Andreas und Patrick verfolgen das Ziel, einen neuartigen Fleischersatz in Österreich auf den Markt zu bringen. Unter dem Namen "INSETTOS" wollen sie Mehlwürmer pulverisieren und anschließend zu Burger-Laibchen oder einer Wurst verarbeiten. Hintergrund sind die immer knapper werdenden Ressourcen und die zu wenig effiziente Tierhaltung. Mehlwürmer seien hingegen nachhaltig in der Produktion und bieten viele Nährstoffe – mit anderen Worten ein "hochwertiges Lebensmittel", so das Team.

Dem Ekelfaktor wollen sie durch Aufklärung und die besondere Verarbeitung der Insekten als Fleischersatz begegnen. "Es schmeckt sehr gut, etwas nussig", so die drei Produktentwickler zur kulinarischen Note ihres Lebensmittels. "Heuschrecken schmecken frittiert wie Pommes Frites." Außerdem würden bereits mehr als zwei Drittel der Erdbevölkerung Insekten aktiv essen und als Proteinquelle nutzen. Mit dem Coaching bei aws First will "INSETTOS" in einem Jahr ein marktfähiges Produkt entwickelt haben.

Team "INSETTOS" arbeitet an einem nachhaltigen Fleischersatz aus Mehlwurm-Pulver.
foto: aws

Vernetzte Bienenstöcke

Noch ein weiteres Projekt bei der zweiten Ausgabe von aws First dreht sich rund um Insekten. Bei "BeeMoS – Bee Monitoring System" geht es jedoch um Bienen – und gegessen werden dürfen diese nicht. Die Steirer Kevin, Maximilian und Thomas arbeiten an einem Überwachungssystem, das Imkern die Arbeit erleichtern soll. Mit "BeeMoS" soll der Bienenstock kontrolliert werden können, ohne ihn zu öffnen oder die Bienen zu stören. Die Idee dazu stammte ursprünglich von einem Maturaprojekt.

Ein erster Prototyp, mit dem unter anderem die Temperatur gemessen wurde, war bereits für drei Monate erfolgreich im Einsatz, nun gilt es diesen noch weiter zu entwickeln. "Wir wollen auch die Aktivität der Bienen messen, das hat bisher noch niemand gemacht", erklären Maximilian und Kevin. Überhaupt sei der Markt für technische Messgeräte für Bienenstöcke noch recht jung. Die Auswahl an Geräten und der Funktionsumfang sind noch klein, gleichzeitig sind die Preise aber sehr hoch und die Bedienung kompliziert. Hier wollen die drei Steirer ansetzen.

Team "BeeMoS" (Thomas ist nicht abgebildet) will Imkern die Arbeit erleichtern.
foto: aws

Musikkomposition am Tablet

In den kreativen Bereich geht es mit "Melodioux". David, Janine, Manuel und Michael entwickeln eine App, mit der man ohne Hintergrundwissen von Musiktheorie gut klingende Musikstücke komponieren kann. Das Besondere an der App ist das Interface. Auf dem Bildschirm des Tablets zeichnet man eine Linie, die anschließend von der App in Musik umgewandelt wird. Zusätzlich lässt sich das komponierte Stück durch Auswahl von Tonart, Rhythmus und Instrumenten nach allen Wünschen verändern. "Die Rhythmusleiste unterhalb des Zeichenfeldes unterscheidet uns nochmal deutlich von anderen Produkten", so das Team.

Auf die Idee zu "Melodioux" kam die Gruppe aufgrund des Musik-Backgrounds zweier Teammitglieder, die DJ-Erfahrung haben. Die Umsetzung der App sei dann gar nicht so schwer gewesen. "In einem Jahr sehen wir unsere App am Markt und in Verwendung", so die Vision des Teams. Es soll mehr Zeit in die Produktion als die Komposition von Musik fließen. "'Melodioux' könnte das Erschaffen von Musik ändern", hoffen die Teammitglieder. Die Software soll im nächsten Jahr im App Store erscheinen.

Mit der App des Teams "Melodioux" wird die Komposition von Musik stark vereinfacht.
foto: aws

Verbindung von digitalen und handschriftlichen Kalendern

Ebenfalls an einer App arbeitet das Team "synapps" – genauer gesagt an einem Kalender. Klingt sehr gewöhnlich? Alex, Luca, Markus und Yannic haben sich jedoch einige Gedanken gemacht, um ihre App von der Vielzahl an Kalender-Programmen abzuheben. Mit "synapps" sollen digitale und analoge Kalender miteinander verschmolzen werden. Auf die Idee hat sie eine Zielgruppen-Analyse gebracht. Dort kam heraus, dass viele Personen auch heute noch handschriftliche Kalender führen.

Die Digitalisierung dieser Daten soll mit "synapps" vereinfacht werden. Die App wird dazu über verschiedene Funktionen verfügen, unter anderem eine OCR-Texterkennung. Diese liest die Daten aus handschriftlichen Notizen und legt sie im digitalen Kalender ab. Auch bei der Darstellung der Inhalte geht die App neue Wege. "synapps" soll nicht auf Rastern und Tabellen aufbauen, sondern auf fraktalen Kreisen. Denn auch das menschliche Denken funktioniere auf psychischer Ebene nicht auf geraden Linien, erklärt das Team.

Das Team "synapps" entwickelt eine neuartige Kalender-App, die digitale und analoge Welten verbindet.
foto: aws

Längere Lebensdauer für Akkus

Wir kennen es von unseren Smartphones oder Notebooks – je älter ein Lithium-Ionen-Akku wird bzw. je häufiger er aufgeladen wird, desto geringer wird seine Kapazität. Während Mobilgeräte häufig über eine ausgeklügelte Ladeelektronik verfügen, um diesen Effekt zu verringern, ist die Verlängerung der Akkulebensdauer vor allem bei größeren Systemen ein großer Kostenfaktor. Hier möchten Christoph, Michael,Tobias und Raphaela mit ihrem Batterie-Überwachungssystem "Treepol" ansetzen.

"Treepol" soll es ermöglichen, dass Lithium-Ionen-Akkus möglichst schonend aufgeladen werden und sich dadurch ihre Lebensdauer erhöht. Das Team sieht dabei vielfältige Anwendungsgebiete. Als Beispiele nennen sie Elektroboote, bei denen der Akku oft bereits nach zwei bis drei Jahren tot sei, Photovoltaik-Systeme, Elektrostapler oder elektrische Hebebühnen. "Man könnte damit extreme Kosten sparen", zeigt sich das Team sicher.

Team "Treepol" (Raphaela ist am Foto nicht dabei) arbeitet an einem Überwachungssystem zur Verlängerung der Akku-Lebensdauer.
foto: aws

Los geht’s

Für die zehn Teams, die an aws First teilnehmen, geht es in den nächsten Monaten nun ans Eingemachte. Die Chance, dass aus den Teilnehmern bald Jungunternehmer werden, steht gut. Nach der ersten Ausgabe des Förderprogramms hat aus den zehn Teilnehmern ein Team bereits eine GmbH gegründet, vier weitere Gruppen befinden sich in den abschließenden Vorbereitungen für die Unternehmensgründung. (Martin Wendel, 11.2015)