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Mit den von der Überarbeitung der Motoren betroffenen VW-Kunden will der Autohersteller nun Kontakt aufnehmen.

Foto: APA/dpa/Julian Stratenschulte

Wolfsburg – In der Abgasaffäre hat das deutsche Kraftfahrtbundesamt die Vorschläge des Autoherstellers Volkswagen zur Überarbeitung der ersten manipulierten Dieselmotoren genehmigt. Damit können – wie von VW-Konzernchef Matthias Müller bereits angekündigt – beim 1,6-Liter-Antrieb eine Veränderung am Luftgitter und ein Software-Update eingesetzt werden, um die gültigen Emissionsnormen zu erreichen.

Für die größeren 2,0-Liter-TDI-Motoren reiche dagegen das Aufspielen eines neuen Programms aus, teilte VW am Mittwoch in Wolfsburg mit. Eine Lösung für die kleinen 1,2-Liter-Motoren soll bis zum Monatsende vorliegen. Auch hierbei handle es sich voraussichtlich um ein Software-Update.

Man werde "mit jedem Kunden Kontakt aufnehmen" und den betroffenen Autobesitzern während des ab Jänner geplanten Rückrufs eine kostenlose "Ersatzmobilität" anbieten, hieß es. Zudem verzichte VW bis Ende 2016 auf eine Verjährung von Gewährleistungsansprüchen. Ziel der Nachrüstungen sei es, dass auch Leistungs- und Verbrauchswerte nicht verändert werden. Die Überarbeitungspläne beziehen sich nicht auf in den USA oder in Kanada verkaufte Modelle aus dem VW-Konzern.

Aufwand soll gering sein

Die technischen Maßnahmen für die Motoren vom Typ EA 189 mit einem Hubraum von 1,6 und 2,0 Litern seien vom Kraftfahrtbundesamt "nach intensiver Begutachtung" bestätigt worden. "Damit herrscht für den Großteil der betroffenen Fahrzeuge Klarheit zur Behebung der Unregelmäßigkeiten", erklärte Volkswagen in Wolfsburg.

Bei den 1,6-Liter-Motoren werde ein Software-Update vorgenommen und ein sogenannter Strömungstransformator vor dem Luftmassenmesser befestigt, erklärte Volkswagen. Dieses Gitternetz beruhige den verwirbelten Luftstrom vor dem Luftmassenmesser und verbessere dessen Messgenauigkeit "entscheidend". Betroffene Autobesitzer müssten für den Einbau "voraussichtlich weniger als eine Stunde" einkalkulieren.

Software-Update dauert halbe Stunde

Der Luftmassenmesser ermittelt laut VW die aktuell durchgesetzte Luftmasse; diese sei ein für das Motormanagement sehr wichtiger Wert für einen optimalen Verbrennungsvorgang. Auch bei den Zwei-Liter-Motoren werde ein Software-Update aufgespielt, erklärte Volkswagen am Mittwoch. Dies sei ein Aufwand in der Werkstatt von rund einer halben Stunde.

VW hatte im September zugegeben, dass in etwa 11 Millionen Dieselfahrzeugen eine Software eingesetzt wurde, die den Ausstoß von Stickoxiden im Testbetrieb als zu niedrig auswies. Anfang November gestand das Wolfsburger Unternehmen zudem ein, dass bei vermutlich rund 800.000 seiner Autos der tatsächliche Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 höher ist als angegeben. Die nun vorgestellten Maßnahmen beziehen sich ausschließlich auf die Manipulationssoftware.

TÜV bleibt Antworten schuldig

An einem anderen Schauplatz der Abgasaffäre schwelt der Zwist zwischen der Bundesregierung und dem TÜV Nord weiter. "Der TÜV Nord hat weiterhin keine Erklärung für die von VW genannten falschen CO2-Werte", sagte ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums der Zeitung "Die Welt" nach einer Sitzung der Untersuchungskommission zur Aufklärung der Abgasaffäre beim Wolfsburger Auto-Hersteller. Der "Bild" sagte der Sprecher, die Kommission habe den TÜV Nord aufgefordert, sie bei der Aufklärung des Sachverhalts zu unterstützen.

TÜV-Nord-Chef Guido Rettig hatte der Regierung zuletzt vorgeworfen, sie habe den Prüfern auf Drängen der Automobilindustrie untersagt, die Motorensoftware zu untersuchen. "Aus diesem Grund hatten unsere Sachverständigen keine Chance, die Manipulationen bei Stickoxiden von Dieselfahrzeugen zu erkennen." (APA/Reuters, 25.11.2015)