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Physiker Heinz Oberhummer, 1941–2015.

Foto: APA / GEORG HOCHMUTH

Wien – Der österreichische Physiker und "Science Buster" Heinz Oberhummer ist tot. Das Wirken dieses Mannes kurz und bündig zusammenzufassen ist kaum möglich. Unternimmt man den Versuch, kommt man jedenfalls nicht an Adjektiven wie "enthusiastisch", "begeisterungsfähig" oder "saukomisch" vorbei.

Oberhummer lehrte und forschte zu Themen der Kern- und Astrophysik, war Autor populärwissenschaftlicher Bücher, zerpflückte als Kabarettist genussvoll pseudowissenschaftliche Mythen und esoterische Unwahrheiten. Er mahnte die Gesellschaft unermüdlich zu kritischem Denken und engagierte sich in religionskritischen Initiativen. Bei alledem verstand er es nicht nur, schwierige Sachverhalte in leicht verständlichen Worten auf den Punkt zu bringen, sondern bestach auch durch ausgeprägten Humor.

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Roten Riesen auf der Spur

Oberhummer studierte Physik und Mathematik in Graz und München, 1970 promovierte er an der Universität Graz. Forschungsaufenthalte führten ihn nach Zürich, Straßburg, Leuven, Bergen und in die USA. 1973 wechselte er ans Atominstitut der Technischen Uni Wien, habilitierte sich dort 1980 und wurde 1988 außerordentlicher Professor für Theoretische Physik. Oberhummer war nicht nur ein engagierter und unter Studenten höchst beliebter Lehrer, sondern auch ein äußerst produktiver Forscher: Auf seiner Publikationsliste stehen über 160 wissenschaftliche Arbeiten.

Seine Forschungsgebiete umfassten nukleare Astrophysik, Kernphysik und Didaktik der Physik. Eingehend beschäftigte er sich mit der Nukleosynthese: Dieser Prozess beschreibt die Entstehung von schweren Atomkernen, die im Inneren von Sternen durch die Verschmelzung leichterer Kerne gebildet werden. In seiner wohl prominentesten Fachpublikation, die 2000 in Science erschien, untersuchte er mit Kollegen aus Deutschland und Ungarn die Entstehung von Kohlenstoff und Sauerstoff in Roten Riesen.

Wider den Aberglauben

Einer breiten Öffentlichkeit wurde Oberhummer als Mitglied des Wissenschaftskabarett-Trios "Science Busters" (gemeinsam mit dem Experimentalphysiker Werner Gruber und dem Kabarettisten Martin Puntigam) bekannt. Leitmotiv der Gruppe, die seit 2007 in Theater, Radio und Fernsehen launige Wissenschaftskommunikation betreibt: "Wer nichts weiß, muss alles glauben". Erst im September erschien mit "Das Universum ist eine Scheißgegend" das letzte Buch der "Science Busters", Anfang November wurde ihnen der Deutsche Kleinkunstpreis zuerkannt. Kommendes Wochenende hätten sie in Salzburg auftreten sollen.

Oberhummer engagierte sich auch prominent in Initiativen wie dem "Zentralrat der Konfessionsfreien" oder der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften", etwa mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen wie der Masseneinnahme einer "Überdosis" homöopathischer Präparate.

Am Dienstag erlag Oberhummer den Folgen einer Lungenentzündung in Wien. Doch auch nach seinem Ableben bleibt der Vollblutwissenschafter seinen Grundsätzen treu: Sein Körper wird, wie er es sich wünschte, der Wissenschaft zur Verfügung gestellt. (David Rennert, 25.11.2015)