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Petra Kronberger soll nach dem Wünschen von ÖSV-Präsident Schröcksnadel "als Bindeglied zwischen einer Männerwelt und einer Frauenwelt fungieren".

Foto: GEPA/ Walter Luger

Wien – "Ich freu' mich natürlich auf die neue Aufgabe, das ist eine große Herausforderung": Petra Kronberger hat dem STANDARD am Mittwoch ihr ÖSV-Engagement bestätigt. Die 46-jährige Salzburgerin ist seit kurzem beim Skiverband angestellt, ihre Aufgabe wird von Peter Schröcksnadel wie folgt beschrieben: "Die Petra soll als Bindeglied zwischen einer Männerwelt und einer Frauenwelt fungieren." Männerwelt, das meint die Trainer. "Es gibt leider keine Trainerinnen", sagt Schröcksnadel. Frauenwelt, das meint die Skifahrerinnen. "Frauen sind halt oft sensibler als Männer", sagt Schröcksnadel. "90 Prozent der Mädchen sind keine toughen Feministinnen."

Da sind wir sozusagen beinahe wieder dort, wo wir am 18. Juni schon waren, als der ÖSV-Präsident in Wien das Ende des Streits mit Anna Fenninger verkündete. Damals hatte Schröcksnadel (74) über die "Sprache der Frau" schwadroniert, die so gänzlich anders sei als die Sprache des Mannes. Und er hatte angekündigt, eine "Frauenbeauftragte" einzusetzen. "Ich habe mein Wort gehalten", will der Tiroler nun im Gespräch mit dem STANDARD festgehalten wissen. "Petra Kronberger, Frauenbeauftragte im ÖSV, so nennen wir das, wir müssen keinen Titel erfinden."

Überraschender Rücktritt mit 23

Am 28. Dezember 1992 hatte Petra Kronberger, wenn man so will, ihre erste Beziehung mit dem Skiverband beendet. Da trat die Pongauerin – mitten in der Saison, sechs Wochen vor einer WM– völlig überraschend zurück. Sie war 23 Jahre, zehn Monate und sieben Tage alt, sie hatte zweimal Olympiagold, einmal WM-Gold, dreimal den Gesamtweltcup und 16 Weltcuprennen gewonnen, hatte es aufs "Time"-Magazincover geschafft – "Petra The Great", so lautete der Titel. Der Rummel um ihre Person war Kronberger zu groß geworden, sie hatte das Gefühl, sich nicht mehr frei bewegen zu können. Kurz vor dem Rücktritt sagte sie im STANDARD-Interview: "Es ist ein arges Gefühl, andauernd von wildfremden Menschen beobachtet zu werden."

Kronberger holte die Matura nach, schloss ein Studium (Kunstgeschichte, Germanistik) ab, das sie auch nach Berlin und Hamburg führte, kuratierte Ausstellungen, arbeitete als Museumsführerin, unterrichtete Kunstgeschichte an der Volkshochschule Salzburg, zuletzt war sie als externe Lektorin im Lehrgang Sport, Kultur und Veranstaltungsmanagement der Fachhochschule Kufstein tätig.

Kulturbeauftragte bei der Ski-WM

Die Kontakte zum Skiverband waren viele Jahre lang lose, erst vor drei Jahren intensivierten sie sich wieder – bei der Ski-WM 2013 in Schladming war Kronberger zuständig für Kultur und Zeremonien. Sie organisierte etwa eine Lesung von Klaus Maria Brandauer, einen ökumenischen Sportgottesdienst, Vorführungen alter Filme im Stadtkino und eine Sonderausstellung des Skimuseums Mürzzuschlag.

Zu ihrem neuen Job will Kronberger vorerst keine großen Interviews geben, sie will sich erst einarbeiten, Gespräche führen, Leute kennenlernen. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund. So gut kennt sie sich immerhin schon aus, dass sie eine Schröcksnadel-Aussage korrigieren kann. "Es gibt keine Trainerinnen", das stimmt so nicht. Kronberger verweist zu Recht auf die Steirerin Corina Stocker, die ja auch in der "Betreuerdatenbank" des ÖSV im Bereich "Alpin Damen" geführt wird – neben 17 Männern.

So oder so beklagt Schröcksnadel, dass der ÖSV "in den vergangenen Saisonen zu viele Athletinnen verloren hat". Er spricht nicht von Arrivierten, die zurücktraten oder sich verletzten. Quasi dahinter kam auch eine ganze Reihe hoffnungsvoller Nachwuchsläuferinnen abhanden. Teils fehlte die Perspektive, teils die Motivation, oft ging eines mit dem anderen einher. "Vor allem der Sprung von den Landeskadern in den Nationalkader ist schwierig, daran sind etliche gescheitert", sagt Peter Schröcksnadel. "Und genau da wird uns die Petra helfen." (Fritz Neumann, 25.11.2015)