Schneetreiben nahe der Wall Street in New York: Neben der Deutschen Bank sehen sich noch neun andere führende Geldhäuser mit einer Sammelklage wegen Absprachen bei Zinsswaps konfrontiert.

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New York – Den großen Banken droht abermals juristischer Ärger, und schon wieder ist die Deutsche Bank mittendrin: Zehn führende Geldhäuser und zwei Handelsplattformen sollen mit Absprachen den Wettbewerb auf dem Markt für sogenannte Zinsswaps behindert haben, der Schätzungen zufolge etwa 320.000 Milliarden Dollar (301.000 Mrd. Euro) schwer sein dürfte. Eine entsprechende Klage ist eben bei einem Gericht im New Yorker Finanzdistrikt Manhattan eingereicht.

Die Klage richtet sich gegen große amerikanische Häuser wie JP Morgan, Goldman Sachs, Bank of America und die Citigroup. Aber auch die Deutsche Bank ist neuerlich betroffen. Auch die Schweizer UBS und die Credit Suisse wurden verklagt, ebenso die britischen Bankhäuser Barclays sowie Royal Bank of Scotland.

Eingereicht wurde die Klage von einem Pensionsfonds aus Chicago, der nach eigener Darstellung wegen des eingeengten Wettbewerbs zu viel bezahlen musste, um solche Derivate-Angebote der Banken in Anspruch zu nehmen. Die Institute verhinderten demzufolge einen stärkeren Handel von Zinsswaps auf elektronischen Plattformen. Das habe ihnen über die Jahre zusätzliche Milliarden eingebracht, sagt die Anklage. Viele Marktteilnehmer nutzen Swaps, um sich gegen Zinsänderungsrisiken abzusichern.

Zahlreiche Banken rund um den Globus müssen sich schon wegen der Manipulation des Devisenmarktes und von Referenzzinssätzen wie dem Libor verantworten. Die Deutsche Bank hatte zuletzt wegen eines hohen Verlustes angekündigt, die Zahl ihrer Mitarbeiter radikal zu reduzieren und rund ein Viertel ihrer Belegschaft abzubauen: Bis 2018 sollen noch etwa 77.000 Vollzeitkräfte für den Dax-Konzern tätig sein, aktuell sind es rund 103.000 Beschäftigte.

Schrumpfen wird die Bank auch ihre internationale Präsenz. Grund für die zuletzt schlechten Zahlen war untere anderem, dass die Bank weiter in Rechtsstreitigkeiten versinkt. Für die Aufarbeitung der juristischen Altlasten hat das Institut nunmehr 4,8 Milliarden Euro zur Seite gelegt. Allein im dritten Quartal kam eine Milliarde hinzu.

Barclays legt Rechtsstreit bei

Die britische Großbank Barclays hat unterdessen ihren Rechtsstreit mit US-Investoren wegen Manipulationen am Referenzzinssatz Libor beigelegt. Die vorläufige Einigung vor einem Gericht in Manhattan sieht die Zahlung von 14 Mio. Dollar an die Anteilseigner vor. Ein Banksprecher lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Investoren werfen der Bank vor, mit Libor-Manipulationen den Aktienkurs künstlich in die Höhe getrieben zu haben. An dem Tag, an dem Barclays eine Verwicklung in den Skandal eingeräumt hatte, sei der Kurs dann deutlich eingebrochen.

Das Finanzinstitut hatte sich 2012 als erste Bank mit den Behörden in den USA und Großbritannien auf einen Vergleich über 453 Mio. Dollar geeinigt. Barclays hatte zugegeben, den Libor zwischen August 2007 und Jänner 2009 mit einem zu niedrigen Zinssatz gemeldet zu haben.

In den Libor-Skandal sind mindestens 16 Geldhäuser verwickelt, darunter die Deutsche Bank, Credit Suisse und UBS. Am Libor und verwandten Referenzzinsätzen hängen Geschäfte in einem Volumen von vielen hundert Billionen Dollar. Dadurch lassen sich schon durch kleine Bewegungen hohe Gewinne erzielen. (Reuters, red, 26.11.2015)