"Sparen, wo's geht" war bei Zielpunkt zuletzt eher nicht angesagt. Ganz im Gegenteil: 50 Millionen Euro wurden in die Sanierung gesteckt.

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Ob der Konsument von der hohen Konzentration im heimischen Handel profitiert, darüber gehen die Meinungen auseinander.

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Wien – Während in der Gewerkschaft pures Entsetzen und vor allem Überraschung darüber vorherrscht, dass die Handelsgruppe Pfeiffer die vor drei Jahren übernommene Lebensmittelkette Zielpunkt in die Insolvenz schickt, sind Branchenkenner über die Bereinigung wenig erstaunt.

Für Peter Buchmüller, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer und selbst Betreiber eines Geschäfts in Salzburg, kommt die Pleite nicht überraschend. "Während die Flächen im Handel insgesamt zuletzt geschrumpft sind, sind sie im Lebensmittelbereich sogar leicht gewachsen", sagt Buchmüller. Zielpunkt habe es nicht geschafft, sich rechtzeitig zu positionieren, sei nicht Fisch und nicht Fleisch gewesen. Das sei zuletzt zum Problem geworden.

Hochkonzentrierter Markt in Österreich

229 Zielpunkt-Standorte gibt es österreichweit, davon rund 115 in Wien. Für den jetzt schon hochkonzentrierten Lebensmittelmarkt in Österreich – Spar, Rewe und Hofer halten zusammen 85 Prozent des Marktes, ein relevanter Player ist allenfalls noch Lidl – hält Hania Bomba vom Standortberater Regioplan die Folgen dennoch für kaum wahrnehmbar: "Die Standorte werden einfach aufgesogen. Auf die Preise wird das kaum Einflüsse haben, die hatten ja nur einen niedrigen einstelligen Marktanteil."

Zielpunkt sei im Wettbewerb um Marktanteile aufgerieben worden, sagt Bomba: "Rewe und Spar expandieren sehr aggressiv. Hofer setzt mit seiner Marke Zurück zum Ursprung auf Upgrading und hat es schon lange nicht mehr nur auf die Billigkunden abgesehen." Spar hat mit seinen derzeit rund 1.500 Filialen den Marktanteil in Österreich seit Mitte der 80er-Jahre von 14 auf über 30 Prozent gesteigert und ist damit dem Platzhirschen Rewe-Gruppe auf den Fersen.

Angst vor höheren Preisen

Glaubt man Peter Buchmüller, haben auch die Konsumenten keine höheren Preise zu befürchten. Immerhin stand die Branche wegen Preisabsprachen immer wieder im Fokus der Wettbewerbsbehörde und fasste auch saftige Strafzahlungen aus. "Ganz im Gegenteil", sagt Buchmüller, "das Filialnetz kostet ja Geld. Und man sieht jetzt auch, dass es den berühmten Österreich-Aufschlag nicht gibt."

Auch Stephan Mayer-Heinisch, Präsident des heimischen Handelsverbands, hält die vor allem von der Arbeiterkammer wiederholt für höhere Lebensmittelpreise verantwortlich gemachte Marktkonzentration für kein Problem, zumindest nicht für die Konsumenten: "Das bedeutet enormen Wettbewerb und hohe Aktionitis. Für die Konsumenten ist das gut, für die Branche weniger."

Was nun die Zielpunkt-Filialen betrifft, gehen die Meinungen auseinander. Während Regioplan-Consulterin Bomba glaubt, dass ein Großteil der Flächen für die Konkurrenz kaum von Interesse sein wird, hält Mayer-Heinisch es für wahrscheinlich, dass die Konkurrenz vor allem auf einige Standorte im innerstädtischen Bereich von Wien ein Auge werfen wird. (rebu, 26.11.2015)