Brüssel – In Brüssel hat es inmitten der anhaltenden Terrorgefahr an der Großen Moschee einen Einsatz wegen eines möglichen Anthrax-Fundes gegeben, der sich jedoch als Fehlalarm herausstellte. "Alles ist negativ", sagte Feuerwehrsprecher Pierre Meys am Donnerstagnachmittag nach Untersuchungen des aufgefundenen weißen Pulvers in einem Labor des Zivilschutzes.

Es handle sich um Mehl. Unterdessen gab es im Süden Belgiens eine weitere Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen.

Großeinsatz

Vor dem Hintergrund der Anschläge, bei denen vor zwei Wochen in der französischen Hauptstadt 130 Menschen getötet waren worden, waren zu Mittag in Brüssel zahlreiche Polizisten, Rettungskräfte und die Feuerwehr vor der Moschee angerückt. Unter ihnen war auch eine Einheit zur Dekontamination mit einem speziellen Container, wie AFP-Journalisten beobachteten. Die Moschee liegt im Brüsseler Europaviertel, nur wenige Schritte vom EU-Ratsgebäude und der Europäischen Kommission entfernt.

Bei dem Einsatz handle es sich um eine vorsorgliche Maßnahme, betonte die Feuerwehr von Anfang an. Nach ihren Angaben war am Eingang des Gotteshauses ein Päckchen gefunden worden. Darin seien mehrere Umschläge enthalten gewesen, von denen einer ein weißes Pulver enthalten habe. Mehrere Menschen, die in direkten oder indirekten Kontakt damit gekommen seien, wurden demnach vorsorglich dekontaminiert.

Terrorwarnstufe gesenkt

Die Terrorwarnstufe für die belgische Hauptstadt Brüssel ist von der höchsten Kategorie vier auf die Kategorie drei heruntergestuft worden. Damit gilt die Bedrohung durch einen Anschlag nur noch als "möglich und wahrscheinlich", nicht mehr als "ernstzunehmend und nahe bevorstehend".

Belgische Medien berichteten am Donnerstag übereinstimmend von der Neubewertung durch das Koordinierungsorgan für die Bedrohungsanalyse.

Die maximale Warnstufe vier war am Samstag verhängt worden. Die belgischen Behörden fürchteten einen Anschlag wie in Paris, wo am 13. November 130 Menschen durch islamistische Attentäter getötet worden waren.

Bekannt ist, dass mehrere der Attentäter im Brüssel Problemviertel Molenbeek wohnten. Die Präsenz von Militär und Polizei in der belgischen Hauptstadt wurde massiv erhöht, wiederholt gab es Razzien und Festnahmen.

Er sei beunruhigt über die Vorkommnisse an der Großen Moschee, sagte der gläubige Muslim Mohamed Dahmichi, der den Einsatz an der Großen Moschee von der gegenüberliegenden Straßenseite aus verfolgte. "Es ist nicht gut. Mit all dem, was sonst noch zur Zeit in Brüssel passiert, habe ich dieser Tage Angst, das Haus zu verlassen."

Drohbriefe vom "Christlichen Staat"

Anfang der Woche hatten mehrere Moscheen in Molenbeek Drohbriefe erhalten. Als Absender gab sich ein sogenannter Christlicher Staat aus – offenbar in Parallele zur islamistischen Terrororganisation Islamischer Staat.

Unterdessen gab es eine weitere Razzia in Belgien. Im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen wurde im wallonischen Auvelais ein Haus oder eine Wohnung durchsucht, wie die Generalstaatsanwaltschaft in Brüssel mitteilte. Festgenommen wurde niemand, wie die Behörde erklärte, ohne weitere Details zu nennen. (APA, 26.11.2015)