Die Zweieuromünze "30 Jahre Europaflagge" wird von den Euroländern gemeinsam aufgelegt.

Foto: Heidi Seywald

Für den Start einer Euromünzsammlung eignete sich die Einführung der europäischen Währung natürlich hervorragend. Bei der Münze Österreich erhielt man damals kleine Starterpakete zum Kauf angeboten. Für jedes Land, das die Währung übernahm, ein Plastiksackerl. In diesen war ein ganzes Münzset der einzelnen EU-Staaten: 1 Cent, 2 Cent, 5 Cent, 10 Cent, 20 Cent, 50 Cent, 1 Euro und 2 Euro. Die Sackerln erhielt man mit Aufschlag auf den Nennwert von insgesamt 3,88 Euro.

Mittlerweile ist der Einstieg in das Euromünzensammeln eine ausufernde Tätigkeit geworden: Es gibt mehr Länder, die den Euro als Zahlungsmittel verwenden, nämlich 25 europäische Staaten. Neben den 19 EU-Staaten von Belgien bis Zypern sind dies noch Andorra, Monaco, San Marino und der Vatikan, die mit der EU ein Währungsabkommen samt eigenen Münzen haben. Außerdem benutzen der Kosovo und Montenegro die EU-Währung, jedoch ohne eigenen Druck oder eigener Prägung.

Natürlich sind aus numismatischer Sicht besonders jene Länder besonders interessant, die nicht zur EU gehören, jedoch den Euro als Währung haben. Denn auch bei ihnen haben die acht Euromünzen, die es gibt, neben der gemeinsamen europäischen Seite auch eine nationale.

Damit nicht genug, ist es allen Staaten mit EU-Währung erlaubt, "zum Umlauf bestimmte Gedenkmünzen" mit dem Nennwert von zwei Euro auszugeben. Von dieser Möglichkeit wird umfangreich Gebrauch gemacht. Österreich brachte erst diesen Herbst wieder eine Sondermünze "30 Jahre Europaflagge" heraus, die als Umlaufmünze auch nur das Nominale kostet: zwei Euro.

Enorme Wertsteigerungen

Besonders nachgefragt sind dabei die Gedenkmünzen kleiner Staaten mit ihren vergleichsweise niedrigen Auflagen. Und da wiederum insbesondere von solchen Staaten, die bei der Währungsunion gar nicht dabei sind. Rückblickend waren die Wertsteigerungen da enorm, streicht Simon Schnabl vom Schoeller Münzhandel hervor.

Als 2007 Monaco die Münze "25. Todestag von Fürstin Gracia" (Auflage: 20.000 Stück) herausbrachte, kam diese nie in Umlauf, sondern gleich (teurer als zwei Euro) in den Münzhandel. Die Münze kostet heute satte 1400 Euro, eine hohe Preissteigerung – und zwar auch dann, wenn man die besondere Prägequalität berücksichtigt, mit der sie herausgegeben wurde (handgehoben, polierte Platte).

Ein weniger spektakulärer monegassischer Fall: Als Albert von Monaco 2011 Charlène ehelichte, kam gleichzeitig eine Zweieuromünze mit dem Paar auf der Motivseite auf den Markt. Die Münze war von vornherein nicht als ordinäre Umlaufmünze gedacht, obwohl ein Teil der 148.000 Stück umfassenden Auflage keine besonderen Prägemerkmale aufwies. Der Preis heutzutage: 48 Euro.

Mit Stichtag 31. Dezember 2014 gab es vier solcher Gedenkmünzen aus Monaco. Vom Zwergstaat Andorra gab es lange Zeit nur eine Münze. Heuer aber war man fleißig, unter anderem mit dem kuriosen Thema "30 Jahre Volljährigkeit für 18-Jährige". San Marino hat immer schon emsig Gedenkmünzen begeben: Bis Ende 2014 waren es immerhin zwölf; der Vatikan hat auch zwölf Umlaufgedenkmünzen à zwei Euro herausgegeben, die meistens christlichen Ereignissen wie "500 Jahre Päpstliche Schweizergarde" gewidmet sind. Interessanterweise war auch "25 Jahre Berliner Mauerfall" dem Vatikan eine Sondermünze wert.

Doch ist das Sammeln solcher Münzen in der Regel nicht so sehr eine Sache, bei der irgendeine Wertsteigerung zu erwarten ist – dazu haben die Staaten viel zu viele Sondermünzen mit teilweise enormen Auflagen prägen lassen. Vielmehr ist es, in Anlehnung an die US-Comedy-Serie "The Big Bang Theory", wo es in mehreren Serien um das nerdhaft aufbereitete Thema "Spaß mit Flaggen" geht, ein vielseitiges, billiges Sammelhobby. Eine Spielerei also – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Gedenkmünzen – eine nette Idee

Die Monarchien und Großherzogtümer unter den Eurostaaten greifen gern auf die Möglichkeit zurück, ihre Staatsoberhäupter auf diesem Weg zu feiern. "Hochzeit von Prinz Guillaume, dem Erbgroßherzog von Luxemburg mit Gräfin Stéphanie de Lannoy" – so die staatstragende Bezeichnung einer luxemburgischen Gedenkmünze vom Dezember 2012. Und als Belgiens Königin abtrat, kam es im Februar 2013 zur Gedenkmünze "Ankündigung der Abdankung Ihrer Majestät Königin Beatrix" mit einer Auflage 20 Millionen Stück.

Die allererste Gedenkmünze wurde von Griechenland herausgegeben, und zwar anlässlich der Olympischen Spiele 2004 in Athen. Auflage damals: satte 50 Millionen. Griechenland hat zehnmal Sondermünzen begeben – ob diese wertvoller würden, träte Griechenland aus dem Euro aus, lässt sich aufgrund der hohen Auflagen nicht so leicht abschätzen. Am Beispiel des ehemaligen Ostdeutschlands jedoch könnten griechische Münzen dann interessant werden: Der Mensch mag abgeschlossene Sammelgebiete.

Jedes Land im Eurosystem kann seit 2004 pro Jahr zwei Zweieurogedenkmünzen ausgeben. Die Chance, dass sich da eine solche Münze beim Wechseln zufälligerweise in der Brieftasche wiederfindet, ist also mittlerweile durchaus gegeben. Schließlich wurden laut Wikipedia bis Ende 2014 in 21 Euroländern insgesamt 978 Millionen solcher Gedenkmünzen aufgelegt, knapp 20 Prozent aller Zweieuromünzen sind mittlerweile Gedenkmünzen. Und laut Oesterreichischer Nationalbank haben die Staaten bisher 192 unterschiedliche Gedenkmünzen designt.

Da werden Weltjugendtage gefeiert, da bekommen Unesco-Weltkulturerbestätten eigene Münzen. Eine nette Idee ist, europäische Kulturhauptstädte dergestalt besonders zu feiern. Der Todestag eines Nationalhelden ist oft auch der Grund für eine Gedenkmünze: Christoph Kolumbus, Louis Braille, Giuseppe Verdi, Galileo Galilei. Jedenfalls: Um eine vollständige Sammlung zusammenzubekommen, muss man viel Zeit investieren und akribisch vorgehen – oder doch Geld in die Hand nehmen.

In Österreich erschien 2005 die erste Gedenkmünze zum Thema "50 Jahre Staatsvertrag". Insgesamt hat Österreich über die Notenbank-Tochter Münze Österreich bisher fünf solcher Zweieuromünzen in Umlauf gebracht. Die jüngste "30 Jahre Europaflagge" dürfte kaum ein Fall mit hoher Wertsteigerung sein, obwohl es zu einer Besonderheit kam: Da das Motiv im Zuge eines EU-Wettbewerbs festgelegt wurde und die Entscheidung sehr spät fiel, war es für die Münze Österreich "unmöglich, diese Münze in die Euromünzensätze 2015 auch in hohen Prägequalitäten aufzunehmen", so die Prägeanstalt etwas umständlich.

Fazit: Alle 2,5 Millionen sind in normaler Prägequalität und zum Nennwert erhältlich – weshalb sie der Einfachheit halber in 25-Stück-Rollen zu 50 Euro verkauft werden.

Gemeinschaftsmünzen

Außerdem handelt es sich bei dieser Münze um eine sogenannte "Gemeinschaftsmünze". Dabei prägen die 19 Euroländer eine Gedenkmünze. Dabei ist die Motivseite, die eigentliche Rückseite der Münze, im Unterschied zu den "normalen" Euromünzen in allen Ländern gleich.

Nur ein kleiner Schriftzug weist auf das herausgebende Land hin. Statt der nationalen Rückseite gibt es also – Symbolik! – eine idente nationale Seite. Erst viermal gab es solche Gemeinschaftsprägungen, bei denen auch ein Land wie Zypern mitmachte, ein Land, das bisher bei der Sondermünzenprägung zurückhaltend war. (Johanna Ruzicka, Portfolio, 26.12.2015)