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Zirngast: "Mir ist völlig unverständlich, dass Vereine aufsteigen dürfen, die nicht das entsprechende Stadion mitbringen."

Foto: VdF

Wien – Erste-Liga-Verein Austria Salzburg wurde am Donnerstag wegen nicht erfüllter Stadion-Verfügbarkeit mit dem Abzug von sechs Punkten und einer Pönale von 40.000 Euro bestraft. Die Bundesliga betont, dass dieser Schritt unabhängig von dem laut Presseaussendung geplanten Sanierungsverfahren erfolgte.

Die Salzburger haben indes mitgeteilt, dass der diesbezügliche Antrag bei Gericht noch nicht eingebracht wurde. Gernot Zirngast, seines Zeichens Vorsitzender der Vereinigung der Fußballer, machte sich am Donnerstag trotzdem schon auf den Weg nach Salzburg, um mit Vertretern der Mannschaft zu sprechen.

STANDARD: Austria Salzburg ist insolvent. Wie überrascht sind Sie?

Zirngast: Gar nicht. Die Lizenzierung ist mehr als problematisch. Man darf sich nicht nur die nackten Zahlen ansehen, man muss diese Angaben auch auf Plausibilität überprüfen. Man muss sich die Frage stellen, ob die Zahlen glaubwürdig sind. Das fordern wir seit Jahren.

STANDARD: Waren die späten Investitionen in die Infrastruktur ausschlaggebend?

Zirngast: Das Stadion ist sicher mit ein Grund. Mir ist völlig unverständlich, dass Vereine aufsteigen dürfen, die nicht das entsprechende Stadion mitbringen. Das Problem hatten wir auch in Grödig. Austria Salzburg hat die Lizenz bekommen, ohne ein echtes Stadion vorweisen zu können.

STANDARD: Probleme gab es auch mit dem geforderten Ausweichstadion.

Zirngast: Das ganze Thema ist völliger Schwachsinn. Dieser Punkt gehört ersatzlos gestrichen. Entweder man hat ein Stadion, in dem man Profifußball spielen kann, oder nicht. Zuerst muss in die Infrastruktur investiert werden, dann in die Mannschaft.

STANDARD: Aber welche Vereine kämen statt Salzburg für die Erste Liga infrage?

Zirngast: Wattens zum Beispiel. Die Tiroler konnten vergangene Saison nicht aufsteigen, weil Salzburg sportlich besser war. Auch der SV Horn hat eine tadellose Infrastruktur. Das tut weh.

STANDARD: Sind zwanzig Profivereine in Österreich überhaupt tragbar?

Zirngast: Die wirtschaftlichen Möglichkeiten sind nicht gegeben. Weit und breit nicht. Aber wir halten in Österreich stur daran fest. Mir treibt das die Zornesröte ins Gesicht. Wir gaukeln vor, dass wir Profifußball spielen. Dass wir hier Arbeitsplätze haben. Haben wir aber nicht. Im Vergleich zu Deutschland gibt es zu viele Profivereine.

STANDARD: Sie klingen verärgert.

Zirngast: Wenn man weiß, dass es Bundesliga-Spieler gibt, die sich die Schuhe selber kaufen müssen, stellt es einem eben die Grausbirn auf. Da frage ich mich: Was spielen wir in Österreich eigentlich?

STANDARD: Also sind zwei Profiligen zu viel des Guten?

Zirngast: Wir haben nur Platz für eine Profiliga. Die könnte zwischen zehn und sechzehn Vereine haben. Optimal wären zum Start zwei Vereine aus Wien und je einer aus den Bundesländern. Also zehn Vereine. Jeder sollte eine Akademie haben.

STANDARD: Wie soll man die Vereine auswählen?

Zirngast: Man muss sich überlegen, welche Vereine die Kriterien erfüllen können. Das kann aber auch wehtun, weil man einige in den Keller schicken müsste. Ist aber besser, als ewig weiterzuwurschteln.

STANDARD: Ist momentan auch der Modus ein Problem?

Zirngast: Zwei Fixabsteiger bei zehn Vereinen in der Ersten Liga, das ist doch Wahnsinn. In der vergangenen Saison haben sieben Vereine bis kurz vor Saisonende gegen den Abstieg gespielt. Natürlich entsteht da ein Zwang, dass man über die Verhältnisse in die Mannschaft investiert.

STANDARD: Wie geht es nun in Salzburg weiter?

Zirngast: Sicher nicht auf dem Rücken der Spieler. Es darf nicht wieder so laufen wie 2009, als die Spieler von Leoben im Frühjahr beim AMS gemeldet waren und trotzdem die Saison fertiggespielt haben. Die Bundesliga war aus dem Schneider. So darf es nicht wieder laufen.

STANDARD: Wie groß ist der Schaden für den österreichischen Fußball?

Zirngast: Er ist massiv. Wenn ich nun ein Verein ohne Aufstiegsambition wäre, würde ich im Winter sicher keinen Spieler holen. Eher welche abgeben und für den Sommer planen. Der Abstieg ist ja wohl nicht mehr möglich. Damit würden auch Spieler geschädigt, die um Prämien spielen. Was soll das für ein Wettbewerb sein? (Philip Bauer, 26.11.2015)