Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) mit Serienkiller Kai Korthals (Lars Eidinger).

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Es ist für viele Tatort-Fans unschön, wenn der Mörder nicht gefunden wird, da sie seit 45 Jahren darauf konditioniert sind, dass sonntags um 21.45 Uhr die Handschellen klicken.

Also gab es 2012 allerlei Verwirrung, als im Kieler Tatort Borowski und der stille Gast der Täter entkam. Gleichzeitig aber machte sich Hoffnung breit, denn der geniale Lars Eidinger spielte den netten Psychopathen von nebenan so eindringlich, dass alsbald die Vermutung geäußert werden durfte: Kommt der vielleicht wieder?

Er tut es, und zwar am Sonntag in Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes. Das ist eine Tatort-Premiere, ein derartiges Sequel gab es noch nie.

Der Mörder hat jetzt ein Neugeborenes, das er mit verstörender Zärtlichkeit umsorgt, zumal dessen psychisch kranke Mutter gerade verstorben ist – nun ja, warum wohl? Als das Kind ins Krankenhaus muss, will er es wiederhaben und von Kommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) herauspressen.

Der hat auch was Neues zu bieten, er ist verliebt wie ein Teenie in die wohlbekannte, aber vor einiger Zeit ausgeschiedene Kieler Polizeipsychologin Frieda Jung (Maren Eggert). Die beiden wollen sogar heiraten. Blöd nur, dass Frieda plötzlich verschwunden ist – nun ja, warum wohl?

Sie wehrt sich tapfer gegen ihren Entführer, aber bei diesen Szenen hätte man, wie beim Pärchendialog, sparen können. Die seit langem stärksten Tatort-Momente liefert nämlich der Kampf – Mann gegen Mann – des verschrobenen Kommissars gegen den freundlichen Killer.

Der wird diesmal am Schuss geschnappt, aber man weiß ja nie: Es kann noch viel schiefgehen nach so einer Verhaftung, und dann könnte dieser stille Gast ja gerne wiederkommen. (Birgit Baumann, 28.11.2015)