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Die Wall Street liegt gemessen am S&P 500 um rund ein Drittel über dem Vorkrisenhoch von 2007.

Foto: AP / dapd / Mark Lennihan

Börsen malen gern bunte Bilder von der Zukunft, verwerfen sie in weiterer Folge aber auch schnell wieder – weil sich etwas zu viel Rosarot in den farblichen Grundton geschlichen hat. Als Beispiele mögen der Internethype der Jahrtausendwende oder jene Ostfantasie herhalten, mit der die Kurse an der Wiener Börse bis 2007 an den Rand des Möglichen getrieben wurden.

Auch im Jahr 2015 haben sich die Börsianer wieder künstlerisch betätigt. Wenn man die großen Bewegungen an der Wall Street betrachtet, sieht man ein Bild von einer Welt, die von mobilem Internet, künstlicher Intelligenz und selbstfahrenden Elektroautos geprägt wird. Dies legen die atemberaubenden Kursgewinne von Internetfirmen wie der Google-Mutter Alphabet, Amazon oder Facebook sowie mit leichten Abstichen auch vom hippen Autobauer Tesla zumindest nahe.

Biedere Geschäftsmodelle

Für herkömmliche Wall-Street-Größen wie Coca-Cola, Walmart oder Procter & Gamble war 2015 hingegen ein durchwachsenes Jahr. Zu bieder wirken diese Geschäftsmodelle neben den offenbar grenzenlosen Möglichkeiten einer digitalen Welt. Es muss sich bei diesem offensichtlichen Paradigmenwechsel keineswegs um eine Neuauflage des Internetwahns der späten 1990er-Jahre handeln.

Schließlich erzielen Facebook und Co solide Erträge – ein Vorgeschmack auf die künftigen Profitmöglichkeiten durch riesige Datenmengen und selbstlernende Algorithmen zu deren Verarbeitung (Stichwort künstliche Intelligenz). Ob sich die rasanten Kursgewinne dieser Aktien 2016 wiederholen lassen, bleibt aber trotzdem fraglich.

Langfristig betrachtet, liegt die Wall Street gemessen am S&P 500 um rund ein Drittel über dem Vorkrisenhoch von 2007. Sonst sind die Börsen gar nicht so weit gelaufen. Der deutsche Dax als Mogelpackung, bei der im Gegensatz zu den anderen genannten Pendants Dividenden miteinberechnet werden, liegt zwar ebenfalls ein gutes Drittel über dem 2007er-Hoch, beim Kursniveau ohne Ausschüttungen aber nur knapp darüber. Und dem Wiener ATX fehlt ohnedies eine Verdoppelung zu neuen Rekorden. (Alexander Hahn, Portfolio, 28.12.2015)