Hamburg – Die Hamburger haben das Olympiaprojekt in ihrer Stadt platzen lassen. In einem Referendum am Sonntag stimmte die Mehrheit der Bürger gegen eine Bewerbung um die Sommerspiele 2024. Nicht die erste Ablehnung des sportlichen Größtereignis in Deutschland: Erst 2013 hatten München und Umgebung in einer Volksbefragung Winterspielen 2022 eine Absage erteilt.

Bereits kurz vor Auszählung aller Wahllokale räumte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) die Niederlage der Befürworter ein. Zu diesem Zeitpunkt lag das Lager der Gegner mit 51,6 Prozent der Stimmen uneinholbar vorn. Da hilft auch nicht, dass die Kieler mit großer Mehrheit (65,57 Prozent) für Segel-Wettbewerbe auf der Förde stimmten.

"Es scheint so, dass der olympische Gedanke und Deutschland im Moment nicht zusammen passen", sagte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Nachdem die Ausrichtung des größten Sportspektakels erneut durchgefallen ist, hat sich Deutschland als Ausrichterland erst einmal ins Abseits gestellt.

Alles Fußball?

Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch sieht die gesellschaftliche Bedeutung des Sports in Gefahr und warnt vor den zunehmend tiefer werdenden Kluft zwischen dem olympischen Sport und König Fußball. "Wenn alle nur nach Fußball, Fußball, Fußball schreien und Leichtathletik, Schwimmen, Turnen an Bedeutung verlieren – wo soll das noch hinführen?", sagte der Europameister von 2012.

Zuletzt hatte den Olympia-Planern nach anfänglich postitiver Stimmung der Gegenwind an der Waterkant kräftig ins Gesicht geblasen. Im Frühjahr wollten laut Umfragen noch 64 Prozent Olympia an die Elbe holen. Doch die Begeisterung bröckelte zusehends. Flüchtlingskrise, Terroranschläge in Paris, abgesagtes Fußball-Länderspiel in Hannover, DFB-Affäre, FIFA-Skandal, flächendeckendes Doping in der russischen Leichtathletik – das alles sorgte für Nachdenklichkeit, Verunsicherung und Abkehr von sportlichen Idealen.

"Wir haben einen Stimmungswandel in der Stadt bemerkt", sagte Florian Kasiske aus dem jubelnden Lager der Initiative NOlympia. "Die Menschen sehen, dass es Sachen gibt, wo das Geld besser angelegt ist."

Unklare Finanzlage

Größte Bedenken hatten in der Hansestadt zuletzt wegen der ungeklärten Finanzierung geherrscht. Nach Berechnungen des rot-grünen Senats sollten die Spiele mit rund 11,2 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Die öffentliche Hand sollte davon etwa 7,4 Milliarden Euro übernehmen – 1,2 Milliarden die Stadt und 6,2 Milliarden der Bund. Doch Letzterer sträubte sich selbst wenige Tage vor Referendumsschluss, für den von Hamburg errechneten Anteil aufzukommen.

Als Kandidaten für 2014 bleiben nun noch Budapest, Paris, Rom und Los Angeles im Rennen. Die Entscheidung über die Ausrichterstadt fällt das Internationale Olympische Komitee (IOC) 2017 in Lima (Peru). (APA/red, 29.11.2015)