Wien- Mit Böen von mehr als 160 km/h ist ein Sturm in der Nacht auf Montag über Österreich hinweggebraust. Verantwortlich dafür waren ein Hoch in der spanischen Biskaya und ein Tief über Finnland, die in Mitteleuropa aufeinandertrafen. Betroffen waren vor allem der Alpennordrand, der Donauraum, Wien und das südliche Wiener Becken. Die Feuerwehren standen regional im Dauereinsatz.

161,6 km/h wurden von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik am Feuerkogel gemessen, dennoch mussten die Feuerwehren in Oberösterreich nur 20-mal ausrücken. Ganz anders die Situation in Niederösterreich, wo am Montag 56 Feuerwehren mit 700 Mann ausrückten. 270 Sturmeinsätze waren bis in die Mittagsstunden zu bewältigen, teilte Franz Resperger, Sprecher des Landeskommandos, mit. Die Hotspots lagen im Süden des Bundeslands.

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Grafik: APA

Hausdächer abgedeckt

Die FF Wiener Neustadt meldete 30 Einsätze in der Stadt selbst und 50 im Bezirk. Der Sturm habe einigen Schaden hinterlassen. So wurde auf dem Flugfeld Ost ein Kleinflugzeug von der Parkposition in die Luft gewirbelt. Es touchierte das Dach des Verwaltungsgebäudes und kam verkehrt in der Zufahrt zu liegen. Die Maschine wurde von der Feuerwehr niedergezurrt, weil ein Aufstellen wegen des Sturms zunächst nicht möglich gewesen wäre.

Von mehreren Häusern wurden lose Dachteile gemeldet. Aufgrund der hohen Windspitzen (fast 130 km/h) war der Feuerwehr zufolge an einen Einsatz mit Hubrettungsgeräten nicht zu denken. Die betroffenen Bereiche – etwa bei einer Tankstelle im Stadtgebiet – wurden großräumig abgesperrt. 75 Haushalte in der Stadt blieben vorübergehend ohne Strom, weil ein Baum in eine Leitung gestürzt war.

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Ein durch den Sturm umgedrehtes Flugzeug auf dem Flugfeld Wiener Neustadt.
Foto: APA/FFWRN/PRESSETEAM DER FEUERWEHR WIENER NEUSTADT

In Mödling wurde nach Angaben des Bezirksfeuerwehrkommandos ein sechsstöckiges Wohnhaus zur Hälfte abgedeckt. Das etwa 300 Quadratmeter große Blechdach wurde vom Dachstuhl gerissen. Dadurch wurde ein Kindergarten beschädigt. Teile landeten zudem in einem nahen Park und auf der Straße. Verletzt wurde niemand, bis zum Vormittag wurden im Bezirk Mödling etwa 50 sturmbedingte Einsätze gezählt.

Drei LKW auf A2 umgekippt

Der Asfinag zufolge sorgten die Witterungsverhältnisse auch für erhebliche Probleme im Montag-Frühverkehr. Auf der Südautobahn (A2) seien drei Lkw umgekippt. In Richtung Süden war zwischen dem Industriezentrum Süd und dem Knoten Guntramsdorf vorübergehend nur eine Fahrspur frei. Im Großraum Wien wurde Tempo 80 für die Strecke verfügt. Die elektronischen Überkopfanzeiger warnten vor starkem Seitenwind.

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In Mödling musste ein umgekippter Lkw-Anhänger von der Straße entfernt werden.
Foto: APA/PRESSESTELLE BFK MÖDLING

Gumpoldskirchen im Bezirk Mödling war laut Resperger vorübergehend ohne Strom. Zudem war die Pottendorfer Linie zwischen Achau und Münchendorf unterbrochen. Umgestürzte Bäume hatten die Oberleitung beschädigt, ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet, teilten die ÖBB mit.

450 Einsätze der Wiener Feuerwehr

Von Sonntagfrüh bis Montagmittag rückte die Wiener Feuerwehr zu rund 450 Einsätzen aus, von denen zwei Drittel bis drei Viertel auf das Wetter zurückzuführen waren, berichtete Sprecher Christian Feiler.

Kritisch war jener an der Ecke Triester Straße/Hardtmuthgasse, wo sich die Verankerungen eines Baugerüsts teilweise gelöst hatten, wodurch es sich gefährlich in Richtung Straße neigte. "Wir kamen gerade noch rechtzeitig." Das Gerüst wurde mit einem Greifzug wieder in Position gebracht und gesichert. In der Metternichgasse in Wien-Landstraße hatte sich ein rund 200 Quadratmeter großes Blechdach gelöst und musste wieder befestigt werden.

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Ein umgestürzter Baum in Wiener Neustadt.
Foto: APA/FFWRN/PRESSETEAM DER FEUERWEHR WIENER NEUSTADT

Das Schlimmste dürfte der Osten Österreichs damit zumindest für den Montag überstanden haben: Laut Meteorologen werden in Nieder- und Oberösterreich bis zum Nachmittag nur mehr Böen von 70 bis 100 km/h, abends von 50 bis 70 km/h erwartet.

Doch bereits in der zweiten Nachthälfte wird es nochmals auffrischen und am Dienstag Spitzen von 100 km/h und darüber geben. Ob die Höchstwerte der vergangenen Nacht erreicht oder übertroffen werden, sei nicht vorherzusagen, da lokale Verwirbelungen einen starken Effekt haben könnten.

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Die Feuerwehr bei einem weiteren Sturmeinsatz in Wiener Neustadt.
Foto: APA/FFWRN/PRESSETEAM DER FEUERWEHR WIENER NEUSTADT

Leistungsspitze bei Windenergie in Niederösterreich

Der Sturm sorgte nach Angaben des Energieversorgers EVN dafür, dass die Leistungsspitze der Windenergie in Niederösterreich erstmals über einem Gigawatt (1.000 Megawatt) lag. Bei einer durchschnittlichen Netzlast von 1.200 Megawatt könne in solchen Zeiten beinahe der gesamte Stromverbrauch des Bundeslandes allein durch Windkraft gedeckt werden. (APA, red, 30.11.2015)