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"Lasset die Kinder zu mir kommen." Diesen Leitspruch von Jesus von Nazareth scheint auch Franziskus zu beherzigen.

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Der Papst besucht Bangui, die Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik.

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Bangui/Rom – Er habe mehr Angst vor Mücken als vor Terroranschlägen, hatte der Papst am Flug nach Kenia Journalisten auf entsprechende Fragen ironisch erwidert. In der Tat hatte Franziskus trotz Warnungen nie erwogen, während seiner Afrikareise Kompromisse einzugehen. Im Gegenteil: Der 78-jährige Papst ging dorthin, wo Gefahr und Elend am größten waren: in die Slums von Nairobi und in ein Flüchtlingslager in der von einem Bürgerkrieg zerrissenen Zentralafrikanischen Republik (ZAR).

Mit seinem Besuch der Großen Moschee in Bangui, der Hauptstadt der ZAR, kurz vor seiner Rückkehr nach Rom, setzte Franziskus am gestrigen Montag ein Zeichen: "Wir Christen und Muslime sind Brüder. Wir müssen uns also als solche verhalten." Wer sage, er glaube an Gott, müsse ein Mann oder eine Frau des Friedens sein – unabhängig vom Glaubensbekenntnis. "Sagen wir gemeinsam Nein zu Hass, Rache und Gewalt – besonders zu jener, die im Namen einer Religion oder im Namen Gottes verübt wird!"

Gebet mit Imamen

Auch Imam Tidiani Moussa Naibi forderte ein friedliches Miteinander. Er hatte mit vier weiteren Imamen den Papst in der Moschee empfangen – und gemeinsam betete man für den Frieden.

Moussa Naibi hatte am Tag zuvor an der Papstmesse in der Kathedrale von Bangui teilgenommen. Dort hatte der Papst an "alle, die zu Unrecht die Waffen dieser Welt gebrauchen", appelliert: "Legt diese Instrumente des Todes nieder! Bewaffnet euch stattdessen mit Gerechtigkeit, Liebe und Barmherzigkeit, den echten Garanten des Friedens!" Nur durch Versöhnung könne die Spirale der Gewalt überwunden werden.

Kirchliche Weltpremiere

Offiziell wird der Papst das "Heilige Jahr" am 8. Dezember in Rom eröffnen. Die vorzeitige Eröffnung in Bangui war ein Zeichen der Solidarität des argentinischen Pontifex mit der ZAR, einem der ärmsten Länder Afrikas: "Heute ist dieses gemarterte Land die Welthauptstadt der Spiritualität." Dass ein "Heiliges Jahr" außerhalb Roms eröffnet wird, hat es in der über 2000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche noch nie gegeben – umso größer ist die Symbolkraft dieser päpstlichen Geste zu werten. Für den Papst war die Reise durch Kenia, Uganda und die Zentralafrikanische Republik die bisher wichtigste seines Pontifikats, das 2013 begann.

Hunderttausende Gläubige hatten an den päpstlichen Zeremonien teilgenommen und das Kirchenoberhaupt dabei ihre Begeisterung und ihre Dankbarkeit spüren lassen – etwa im Flüchtlingslager von Bangui, das Franziskus am Sonntag besucht hatte: "Hier werden wir von allen vergessen. Manchmal reden sie bei Konferenzen von uns – aber nur der Papst hat sich wirklich an uns erinnert und ist uns besuchen gekommen", erklärte eine Ordensschwester, die sich um 3700 Flüchtlinge kümmert. (Dominik Straub, 30.11.2015)