Tokio – Japanische Walfänger haben am Dienstag Kurs auf die Antarktis genommen. Zwei Schiffe legten vom Hafen der traditionellen Walfangstadt Shimonoseki im Westen des Landes ab. Sie sollen später mit dem 8.145-Tonnen-Mutterschiff "Nisshin Maru" und einem anderen bereits zuvor aufgebrochenen Walfangschiff zusammentreffen. Angesichts möglicher Störaktionen von Tierschützern wird die Flotte von einem Patrouillenschiff der Regierung begleitet, wie japanische Medien meldeten.
Nachdem der Internationale Gerichtshof in Den Haag Ende März vergangenen Jahres eine Aussetzung von Japans angeblich wissenschaftlichen Walfang verfügt hatte, legte Tokio der Internationalen Walfangkommission (IWC) erst wenige Tage vor dem Auslaufen der Flotte einen letzten abgespeckten Walfangplan vor. Sobald die Waljäger ihr Zielgebiet gegen Ende des Monats erreicht haben, sieht diese die Tötung von 333 Zwergwalen vor – zwei Drittel weniger als von Japan ursprünglich geplant.
"Wissenschaftlich angemessen"
Dies hält Tokio nun für "wissenschaftlich angemessen", weitere Änderungen seien nicht nötig. Dabei hatte ein IWC-Gremium zuvor keinen Konsens zu Japans neuen Plänen in der Antarktis erzielt.
"Die japanische Regierung ignoriert somit die Stimme der Wissenschaft und widersetzt sich der IWC, die noch nicht endgültig entschieden hat, wie das Urteil des Internationalen Gerichtshofes umgesetzt werden soll", kritisierte die Walschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation (WDC). Der Gerichtshof hatte sein Urteil damit begründet, dass Japans Forschungsprogramm keinem wissenschaftlichen Zweck gedient habe. Dies zwang Japan, die Jagd für 2014 einzustellen.
Daraufhin überarbeitete Tokio seine Pläne. Die kommerzielle Jagd auf Großwale ist seit 1986 verboten. Japan beruft sich allerdings auf eine Ausnahmeregelung in der Konvention. Danach dürfen die Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken getötet werden.
Seit mehr als 25 Jahren hatten Japans Waljäger im Rahmen des umstrittenen Forschungsprogramms mehr als 10.000 Großwale in den antarktischen Gewässern getötet. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt hält weiterhin an ihrem Ziel fest, den kommerziellen Walfang eines Tages wieder aufzunehmen. (APA, red, 1.12.2015)