Wien – Der Dienstag hat ähnlich stürmisch begonnen wie der Tag davor. Das Sturmtief Oscar sorgte auch in der Nacht für Böen zwischen 70 und 100 km/h. Speziell am Alpenostrand sowie im Wiener Becken gab es am Vormittag weiter starke Böen.
"Erneut waren die Regionen vom Salzburger Flachgau bis ins Nordburgenland am stärksten betroffen, aber auch in einigen Tälern hat sich der West- bis Nordwestwind teils stürmisch bemerkbar gemacht", fasst Ubimet-Meteorologe Martin Schreiter zusammen. Die höchsten Windspitzen traten in der zweiten Nachthälfte in Wien und Umgebung auf, mit Windgeschwindigkeiten um die 100 km/h. Aber auch in Tannheim im Tiroler Außerfern wurden Böen bis zu 104 km/h gemessen.
Am Feuerkogel in Oberösterreich wurden laut Zentralanstalt für Meteorologie 172,4 km/h gemessen, aber auch im Flachland des Ostens wurden extreme Windgeschwindigkeiten registriert. 123,8 km/h in Buchberg, 115,6 km/h bei der Wiener Jubiläumswarte und 102,2 auf der Hohen Warte in Döbling.
Zwei Tage Sturm
Mit Böen von über 160 km/h ist der Sturm schon in der Nacht auf Montag über Österreich hinweggebraust. Verantwortlich dafür waren ein Hoch über der spanischen Biskaya sowie ein Tief über Finnland, die in Mitteleuropa aufeinandertrafen. Betroffen hierzulande waren vor allem der Alpennordrand, der Donauraum, Wien und das südliche Wiener Becken. Die Feuerwehren standen schon am Montag im Dauereinsatz.
Der heftige Sturm gefährdete auch die Christkindlmärkte in der Bundeshauptstadt. Märkte, die nicht windgeschützt sind bzw. in der Nähe von Bäumen errichtet wurden, mussten Montag gesperrt werden. Sie konnten erst nach Abflauen des Sturms gegen 17.00 Uhr sukzessive wieder geöffnet werden, sagte Akan Keskin vom Verein zur Förderung des Marktgewerbes.
Betroffen waren der Christkindlmarkt am Stephansplatz, Am Hof, beim Belvedere sowie zwischen dem Kunst- und dem Naturhistorischen Museum. Zudem musste am Rathausplatz der Park gesperrt werden, weil der "Adventzauber" mit den geschmückten Bäumen eine potenzielle Gefahr darstellte, sagte Keskin und bestätigte damit einen Bericht von "Wien heute".
Feuerwehr rückt aus
Die Feuerwehren sind in der Nacht auf Dienstag in Niederösterreich sturmbedingt 25-mal ausgerückt. Schwerpunkte waren neuerlich südliche Bezirke. In der Früh habe die Einsatztätigkeit zugenommen, sagte Franz Resperger vom Landeskommando. Der Wind sei wieder stärker geworden.
In der Nacht war auf einem Privatgrundstück in Baden ein Baum auf einen 4.000 Liter fassenden Flüssiggastank gestürzt. Laut Resperger wurde das Ventil abgeschlagen. Weil daraufhin Flüssiggas austrat, wurden mehrere Häuser stromlos geschaltet. Auch Straßenzüge wurden gesperrt. Nach "kontrolliertem Ausgasen" schlossen Schadstoffspezialisten der Feuerwehr das Ventil wieder. Der Einsatz in der Kurstadt dauerte laut Resperger etwa sechs Stunden.
In Wien hat die Berufsfeuerwehr nicht weniger als 600 Einsätze absolviert, von denen etwa 450 durch den Sturm bedingt waren. Auch am Dienstagvormittag gab es laufend neue Anrufe. Am spektakulärsten gestaltete sich wohl ein Einsatz in der Marxergasse in Wien-Landstraße, bei dem sich in einem Innenhof eine etwa 100 Quadratmeter große Wärmedämmfassade gelöst hatte. Das Gebilde aus Styropor, Fassadennetz und Verputz hatte sich an das gegenüberliegende Haus "gelehnt". Laut Feuerwehrsprecher Gerald Schimpf war der Innenhof so eng, dass nichts anderes übrigblieb, als die Fassade komplett abzubauen.
Ausblick
Die kommenden Tage werden laut Ubimet eine deutliche Wetterberuhigung und einiges an Sonnenschein bringen. Teils länger nebelig-trüb bleibt es speziell am Freitag im östlichen Flachland. Mit Höchstwerten zwischen drei und 15 Grad bleibt es meist zu mild für Anfang Dezember. (APA, 1.12.2015)