Bild nicht mehr verfügbar.

WKÖ-Präsident Christoph Leitl wurde von NGOs zum Klimaschutzbremser des Jahres gewählt.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Greenpeace, WWF und Global 2000 haben Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl zum Gesamtpreisträger des Black Globe Award gekürt. Leitl sei der "größte Klimaschutzbremser des Jahres", erklärten die drei Umweltorganisationen. Das Bekenntnis von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) beim Klimagipfel zu 100 Prozent erneuerbarer Energie wurde von Global 2000 dagegen begrüßt.

In seiner Rede bei der Eröffnung der Verhandlungen in Paris am Montag habe Faymann betont, dass er Atomenergie als keine Klimaschutzmaßnahme ansehe, und angekündigt, dass Österreich bis zum Jahr 2030 auf eine 100 Prozent erneuerbare Stromversorgung setzen werde. Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000, zeigte sich darüber erfreut: Damit könnte "Österreich zeigen, dass auch in einem Industrieland eine saubere Energieversorgung möglich ist. Bis spätestens 2050 kann Österreich den vollständigen Ausstieg aus fossiler Energie auch in allen anderen Bereichen schaffen."

"Nicht akzeptabel"

Weniger wohlwollende Worte fand die Jury des "Black Globe Award" für Leitl. In der Begründung wurde eine Aussage des WKÖ-Präsidenten in einem Interview mit dem ORF-Sender Ö1 (von Ende 2014) über eines der Klimaziele der EU-Kommission, 40 Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes bis zum Jahr 2030 zu reduzieren, zitiert: "Etwas zu fordern, das schlicht nicht machbar ist, und die Industrie aus Europa zu vertreiben in andere Länder, wo die Anforderungen noch viel geringer sind – das bringt's ja nicht." Für die drei österreichischen NGOs sei das "nicht akzeptabel".

"Aufgabe missverstanden"

Die Jury urteilte: "Als Präsident der Österreichischen Wirtschaftskammer hat Leitl die Aufgabe, das Interesse aller österreichischen Betriebe zu vertreten. Mit dieser Aussage zeigt er, dass er diese Aufgabe nicht nur missverstanden hat, sondern aktiv entgegen die Interessen der allermeisten wirtschaftlichen Akteure handelt." Der WKÖ-Präsident untergrabe die Bemühungen vieler österreichischer und europäischer Unternehmen, die sich bereits zu Klimaschutz in Europa bekannt haben und aktive Vorreiter einer umfassenden Energiewende sind, hieß es in einer Aussendung. (APA, 1.12.2015)