Bild nicht mehr verfügbar.

Der Meister bei der Arbeit 2011.

Foto: REUTERS

Erstmals Regie führte Woody Allen 1969 bei "Take the Money and Run" (dt. "Woody, der Unglücksrabe"). In der als Dokumentation aufgebauten Slapstick-Komödie spielte Allen auch die Hauptrolle.

Foto: gartenbau

Allen und Diane Keaton 1977 in "Annie Hall", zu Deutsch als "Der Stadtneurotiker" berühmt geworden.

Foto: gartenbau

Bild nicht mehr verfügbar.

Woody Allen 2015 mit Adoptivtochter und Ehefrau Soon-Yi.

Foto: APA/EPA/IAN LANGSDON

Bild nicht mehr verfügbar.

Der Regisseur ist auch leidenschaftlicher Musiker, hier etwa 2013 mit seiner New Orleans Jazz Band.

Foto: APA/EPA/SEBASTIEN NOGIER

Hollywood / New York – Vielleicht ist Woody Allen der Loriot Hollywoods. Der Mann, der Millionen Menschen gar nicht so oft zum lauten Lachen, aber zum Schmunzeln, zum Lächeln und zum Nicken bringt. Dabei handeln seine Filme eigentlich gar nicht vom richtigen Leben, bei ihm geht es immer um das andere, das verrückte – und damit vielleicht doch das richtige. Am 1. Dezember wird der filmische Vielarbeiter 80.

Woody Allen ist das fleischgewordene Klischee eines New Yorker Juden: schmächtig, gebildet, intellektuell, kreativ, voller Selbstzweifel und Melancholie, ja Depressionen. So spielt er seit mehr als einem halben Jahrhundert dieselbe Rolle, die des liebenswerten, aber glücklosen Verlierers, der sich eigentlich nur durch die Welt und das Leben kämpfen will. So eine Art Charlie Brown auf Jüdisch. "Nebbich" heißt so ein Pechvogel auf Jiddisch, und die Figur Woody Allen ist das Abziehbild dafür.

Mit fünf wurde er zum Grübler

Als dieser Woody Allen aufwuchs, hieß er noch Allan Stewart Konigsberg, und in seiner jüdisch-orthodoxen Familie wurde Jiddisch und sogar ein bisschen Deutsch gesprochen. "Meine Mutter sagte immer, dass ich ein ganz fröhliches Kind gewesen war, bis ich fünf wurde", kokettierte er einmal mit seiner Kindheit, in der er schon zum Grübler geworden sei. Und in der Tat folgte er schon als junger Mann dem Klischee des New Yorker Intellektuellen und ging zum Psychoanalytiker. Er soll gleichzeitig Platzangst wie Angst vor Enge haben. Wie soll man da mit dem Leben klarkommen?

Aber es gibt ja eine Medizin: "Filmemachen ist eine gute Ablenkung von den Qualen des Lebens", sagte Allen einmal, und produktiv und kreativ war er schon immer. Und offenbar gequält: 50 Filme hat er bisher im Jahrestakt geschaffen, darunter Klassiker wie "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten" (1972) oder "Der Stadtneurotiker" (1977).

Schon in der Schule schrieb Woody Allen satirische Beiträge für Zeitungen, dann für das Fernsehen und für Komiker wie Bob Hope, und mit 30 gehörte er schon zu den bekanntesten Spaßmachern der USA, der pro Auftritt tausende Dollar kassieren konnte. Wenn Allen mit der schwarzen Brille hinter dem Mikrofon stand, war da diese Unsicherheit, fast Ängstlichkeit vor dem Leben. Aber da waren nicht Witze, sondern Witz. Allen hielt eher Monologe und erfand die Maxime aller Stand-up-Comedians: "Es ist lustig, weil es wahr ist." Was da in New York nach ihm kam, Jerry Seinfeld oder heute Louis C. K., das sind im Grunde die Kinder des Woody Allen.

Die Liebe zur Tochter

Ach ja, Kinder. Mit seiner langjährigen Partnerin Mia Farrow adoptierte er einen Buben und ein Mädchen, und Allen gilt als Vater von Farrows Sohn Satchel. Farrow hatte noch das koreanische Findelkind Soon-Yi angenommen – und sorgte für Szenen, die selbst für einen Allen-Film zu verrückt wären. Allen verliebte sich in das 35 Jahre jüngere Mädchen, und als die Beziehung zu Farrow zerbrach, folgte nicht nur eine Schlammschlacht, sie warf ihm auch vor, dass er ihre Tochter Dylan missbraucht habe.

Allerdings: Allen war nie mit dem Kind allein gewesen, und das Gericht befand, die Vorwürfe der Siebenjährigen seien einstudiert. Freispruch, aber Allens Image war dahin. Zumal er mit Farrows Adoptivtochter Soon-Yi zusammenzog und sie 1997 auch heiratete – er 61, sie 26. Beide adoptierten später zwei Mädchen.

Er fand, dass sei "mit das Beste, was mir je widerfahren ist". Andere fanden das alles eher peinlich, und die goldene Ära des Woody Allen, die Zeit, in der er Filmlegenden wie "Der Stadtneurotiker" oder "Manhattan", "Hannah und ihre Schwestern" oder "Verbrechen und andere Kleinigkeiten" schuf, sei vorbei. Dabei hat sich Allen eigentlich immer nur neu erfunden, ging nach Europa und drehte in Barcelona und in London und in Paris, da sogar mit Präsidentengattin Carla Bruni.

Neuer Plan: Fernsehserie

Und jetzt, mit 80, hat er sich noch einmal "zu viel vorgenommen", wie er der "Berliner Zeitung" sagte: eine Fernsehserie. Die soll er für Amazon produzieren, und sie sei "der Fluch meines Lebens". Kein Wunder, es ist Allens erste Serie – nicht nur als Regisseur oder Schauspieler, die erste überhaupt: "Ich habe im Leben noch nie eine Fernsehserie gesehen und auch nicht vor, es zu tun."

Denkt man mit 80 an den Tod? Woody Allen macht es schon seit Jahrzehnten. "Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich möchte nur nicht dabei sein, wenn's passiert", sagte er einmal. Zwar ist Allen schon jetzt eine Legende, aber auch da findet er ein Problem: "Neulich sagte jemand zu mir, dass ich in den Herzen meiner Landsleute weiterleben werde. Ich will aber in meinem Appartement weiterleben!" (APA, Chris Melzer, 1.12.2015)