Essen – Nach E.ON plant nun auch Deutschlands zweitgrößter Energieversorger RWE, der in Österreich an der Kärntner Kelag beteiligt ist, einen radikalen Umbau. Der Vorstand habe beschlossen, die Geschäftsfelder erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb in einer neuen Tochterfirma zu bündeln, teilte das Unternehmen am Dienstag in Essen mit. Die Pläne müssen noch vom Aufsichtsrat gebilligt werden.

Das Kontrollgremium tagt Ende kommender Woche. Der Essener Energiekonzern plant darüber hinaus, einen Anteil von zehn Prozent der neuen Tochtergesellschaft über eine Kapitalerhöhung an die Börse zu bringen.

"Zwei zukunftsfähige Unternehmen"

Zeitgleich oder auch später könnten weitere Anteile an der neuen Gesellschaft veräußert werden, hieß es. Mit der Aufteilung der Geschäftsfelder schaffe RWE für das dort gebündelte Geschäft neue Finanzierungs- und zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten, begründete der Vorstand den Schritt. Das konventionelle Kraftwerksgeschäft (Braunkohle, Atom) verbleibt bei RWE.

"Der Konzernumbau ist unsere Antwort auf den Umbau der europäischen Energielandschaft", sagte Vorstandschef Peter Terium. "Wir schaffen zwei zukunftsfähige Unternehmen unter einem Dach. Die neue Tochtergesellschaft mit eigenem Zugang zum Kapitalmarkt stärkt unsere Wachstumsperspektive."

Der Rivale E.ON hatte bereits vor einem Jahr eine Aufspaltung beschlossen. Er will sich künftig auf erneuerbare Energien und den Vertrieb konzentrieren. Der E.ON-Mutterkonzern wechselt dazu von Düsseldorf nach Essen. Daneben soll das neue Unternehmen Uniper mit den Gas- und Kohlekraftwerken entstehen. Uniper soll im Herbst 2016 an der Börse notiert werden.

Option gezogen

Wie die anderen Energiekonzerne kämpft RWE mit den Folgen der Energiewende und einem anhaltenden Verfall der Strompreise im Großhandel infolge des Ökostrom-Booms. In den ersten neun Monaten 2015 waren die Gewinne im laufenden Geschäft erneut zurückgegangen.

RWE hatte lange betont, den Konzern als Ganzes erhalten zu wollen, sich aber die Option der Aufspaltung offen gehalten. Diese Option könne man "zu jedem Moment" ziehen, falls sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter verschärfen sollten, hatte Terium im August gesagt.

Hintergrund ist auch die Aktionärsstruktur bei RWE. Während E.ON eine börsennotierte Publikumsgesellschaft mit zahlreichen Anlegern ist, haben bei RWE die Kommunen noch ein entscheidendes Wörtchen mitzureden. Die nordrhein-westfälischen Kommunen halten zusammen knapp ein Viertel der RWE-Aktien. (APA, 1.12.2015)