Beirut – Der syrische Al-Kaida-Ableger hat am Dienstag 16 libanesische Soldaten im Austausch gegen eine Gruppe inhaftierter Extremisten freigelassen. Unter den aus libanesischer Haft Freigekommenen ist auch eine Ex-Ehefrau des Chefs der Islamistenmiliz Islamischer Staat, Abu Bakr al-Baghdadi. Mit ihr wurden zwölf weitere Islamisten ausgetauscht.

Der Libanon übergab zudem mehrere Lastwagen mit Hilfslieferungen an die Jihadisten. Aus Sicherheitskreisen hieß es, zehn der Gefangenen hätten entschieden, nach Beirut zu gehen und sich nicht wieder der Al-Nusra-Front anzuschließen.

Live-Übertragung

Extremisten der Nusra-Front hatten zunächst die Leiche eines getöteten libanesischen Soldaten übergeben. Die weiteren Häftlinge der Al-Nusra-Front wurden an der Grenze zwischen dem Libanon und Syrien von maskierten Männern mit Sturmgewehren an das Rote Kreuz übergeben. Das libanesische Fernsehen übertrug den Gefangenenaustausch live. Im Fernsehen war zu sehen, wie die Männer, von denen einige lange Haare und Bärte trugen, in Busse stiegen. Um sie standen maskierte Al-Nusra-Kämpfer, die ihre schwarze Flagge schwenkten und Parolen riefen. Im Zentrum von Beirut, wo Angehörige der Geiseln seit Monaten ein Protestlager betrieben, brach Jubel aus, einige Familienmitglieder tanzten vor Freude. Die Schwester eines der Freigelassenen sagte, sie hoffe allerdings, dass auch die IS-Geiseln bald freikommen.

Der syrische Al-Kaida-Ableger Nusra-Front hatte die Soldaten im August 2014 bei einem gemeinsamen Angriff mit Extremisten des Islamischen Staates auf die Grenzstadt Arsal gefangen genommen. Neun weitere bei dem Überfall gefangengenommene Soldaten sollen noch in den Händen der IS-Miliz sein. Ob sie freikommen, ist offen.

30 Männer verschleppt

Kämpfer der Al-Nusra-Front und der IS-Miliz waren im August 2014 in die libanesische Grenzstadt Arsal eingedrungen. Nach heftigen Kämpfen zogen sie sich zurück, verschleppten aber 30 Soldaten und Polizisten nach Syrien. Beide Gruppen ermordeten anschließend jeweils zwei Geiseln, eine fünfte erlag den Verletzungen, die sie bei den Kämpfen in Arsal erlitten hatte.

Baghdadis Ex-Frau wurde zusammen mit ihren drei Kindern an Kämpfer der Nusra Front übergeben. Sie war vor einem Jahr von den libanesischen Behörden festgenommen worden. Dem Fernsehsender Al-Jazeera sagte sie, zunächst nach Beirut und dann in die Türkei reisen zu wollen.

Ein hochrangiger Vertreter der libanesischen Sicherheitsbehörden, der den Gefangenenaustausch überwachte, sagte der Agentur Reuters, der Libanon sei auch zu Verhandlungen mit der IS-Miliz bereit, um die noch gefangen gehaltenen Soldaten frei zu bekommen. (APA/Reuters, 1.12.2015)