Karl Schirnhofer (nicht im Bild) hat in den letzten Jahren versucht, gemeinsam mit einigen hundert engagierten Bauern der Oststeiermark eine Qualitätsschiene bei der Fleischproduktion aufzubauen.

Foto: Schirnhofer

Graz – Am Vortag sah die Sache noch rosiger aus, Dienstagmorgen war es aber definitiv: Zielpunkt nimmt auch seinen jahrelangen Fleisch- und Wurstlieferanten Schirnhofer mit in die Pleite. Schirnhofer musste jetzt ebenfalls Insolvenz beantragen.

Das Unternehmen ist laut Insolvenzantrag mit 18,1 Millionen Euro überschuldet. Schirnhofer wollte zwar ein Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung durchziehen – was ihm mangels Aussicht auf eine 30-prozentige Quote aber nicht gelang. Jetzt wird ihm ein Masseverwalter zur Seite gestellt.

Der Betrieb im oststeirischen Kaindorf wird in der Sanierungsphase in reduzierter Form weiterlaufen. Schirnhofer bietet nur eine Quote von 20 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren auf die Verbindlichkeiten in Höhe von 29 Millionen Euro an.

Schirnhofer war lange Exklusivpartner von Zielpunkt und betrieb eigene Fleisch- und Wursttheken. Diese wurden dann von Zielpunkt abgelöst, auch rund 800 Mitarbeiter wanderten vom Lieferanten zur Supermarktkette, die aber weiterhin Schirnhofer-Produkte im großen Ausmaß abnahm.

Gehälter nicht bezahlt

Zielpunkt sei mit einem Umsatzanteil von 37 Prozent oder 23,7 Millionen Euro "mit Abstand größter Kunde", schreiben die Rechtsanwälte von Graf & Pitkowitz in ihrem Antrag. Wie Zielpunkt kann auch Schirnhofer die Novembergehälter und das Weihnachtsgeld nicht mehr auszahlen. Von Bankenseite sind die Steiermärkische Sparkasse mit Krediten in Höhe von 4,7 Millionen Euro, gefolgt von den Volksbanken (3,2 Millionen Euro) und der Bank Austria (1,3 Millionen Euro) am stärksten bei Schirnhofer engagiert.

Für Arbeits- und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) besteht bei Schirnhofer aber zumindest noch "das Prinzip der Hoffnung, dass eine Sanierung gelingt".

Fix ist, dass sich Schirnhofer von 70 Arbeitnehmern trennen muss, als direkte Reaktion auf den Verlust seines wichtigsten Absatzmarktes bei Zielpunkt. An Schirnhofers Produktionsstandort in Kaindorf zeigt sich der dortige Bürgermeister Fritz Loidl besorgt über die Kündigungen, zumal die Betroffenen im Bezirk kaum neue Jobs finden würden. Schon jetzt pendelt eine große Anzahl an Arbeitnehmern aus, weil die Region Hartberg kaum Arbeitsplätze zu bieten hat.

Noch mag niemand daran denken, dass auch die übrigen noch bei Schirnhofer beschäftigten rund 200 Mitarbeiter arbeitslos werden könnten, sollte die Sanierung nicht funktionieren.

Zulieferer in Bedrängnis

Die Insolvenz Schirnhofers bringt natürlich auch dessen Zulieferer in Bedrängnis, vor allem die rund 400 Almo-Bauern. Schirnhofer hatte mit einer Gruppe engagierter Landwirte in den letzten Jahren die Marke Almo-Ochsen hochgezogen. Rund 90 Prozent der Produktion nahm Schirnhofers Unternehmen selbst ab. Erste Konsequenz aus der Insolvenz: Es wird an Schirnhofer nur noch gegen Vorkasse, also gegen Vorauszahlung, geliefert.

"Bedeutende Lieferanten", heißt es im Insolvenzantrag, hätten wegen der Verunsicherung ihre Geschäftsbeziehung eingestellt. Da das Unternehmen über kein größeres Fleischlager verfüge, drohte ein Betriebsstillstand.

Schirnhofer bekam aber nicht nur wegen Zielpunkt Schwierigkeiten: Seit einiger Zeit läuft eine Restrukturierung. Der 2011 aus der Geschäftsführung ausgeschiedene Eigentümer Karl Schirnhofer kam 2014 wieder in den Betrieb in Kaindorf bei Hartberg zurück. Aibler Fleisch- und Wurstwaren und Wilhelm-Blasko-Convenience-Fertiggerichte sowie der Schlachthof wurden verkauft.

Weitere steirische Pleite

Nach Schirnhofer musste am Dienstag auch das bekannte Grazer Autohaus Winter des früheren Wirtschaftskammer-Präsidenten Ulfried Hainzl ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnen. 16 Dienstnehmer sind betroffen. Das Unternehmen war Anfang 2011 ins Gerede gekommen, als der damals amtierende Wirtschaftskammer-Chef einen 80.000 Euro teuren Dienstwagen aus dem eigenen Autohaus anschaffte. Nach heftigen öffentlichen Diskussionen und Kritik aus den eigenen Reihen musste Hainzl die Rückabwicklung des Kaufs veranlassen und als Kammerpräsident zurücktreten. (Walter Müller, Andreas Schnauder, 2.12.2015)