Neu im Portfolio: Das Nachrichtenmagazin "Profil" setzt als erstes österreichisches Medium auf das digitale Bezahlmodell von Blendle.

Foto: Foto: Bendle; Montage: Seywald

Wien – Botschaften wie "Supernett" oder "Coole Sache" warten künftig auf die Leser des Nachrichtenmagazins "Profil". Nämlich dann, wenn sie im digitalen Kiosk Blendle stöbern. Die Plattform, die vor zwei Jahren in den Niederlanden gegründet wurde und nach eigenen Angaben derzeit bei 500.000 Nutzern hält, holt nach STANDARD-Infos ein erstes österreichisches Medium ins Boot: "Profil" aus dem Hause der Verlagsgruppe News.

Am Mittwoch geht es los, dann sind etwa Printartikel nicht erst ein paar Tage nach Erscheinen des Magazins kostenlos online, sondern sofort gegen eine Gebühr verfügbar. Das Asset von Blendle ist die Entbündelung: Artikel werden mit einem Guthaben einzeln gekauft, ohne ein Abo zu beziehen oder für die gesamte Ausgabe zu zahlen. "iTunes des Journalismus" lautet die vollmundige Eigenbeschreibung.

Ab 29 Cent pro Artikel

Für "Profil"-Artikel fallen je nach Länge zwischen 29 und 69 Cent an. Die gesamte Ausgabe ist um 2,99 Euro erhältlich. Nach dem Blendle-Schlüssel gehen 70 Prozent der Erlöse an den Verlag, 30 Prozent generiert die Plattform. Im Visier von Blendle sind vor allem Qualitätsmedien und junge Leser, die dafür zahlen. Der Großteil der deutschen Nutzer, nämlich 51 Prozent, sind laut dem Unternehmen unter 35 Jahre alt.

Blendle wurde im September bereits in Deutschland gestartet. Im Portfolio befinden sich mehr als 100 Medien – von der "Zeit" über den "Spiegel" bis zu "Bild am Sonntag". Letzterer Titel ist nicht zuletzt dabei, weil er zu Axel Springer gehört. Der Medienkonzern ist mit der "New York Times" bei Blendle eingestiegen, um digitale Bezahlmodelle international zu etablieren.

Verlagsgruppe News weiter interessiert

Österreich sei für Blendle ein "faszinierender Markt", sagte zuletzt Kogründer Marten Blankesteijn im Interview mit dem STANDARD. Grund sei die Dominanz von Printtiteln und dass es kaum digitale Bezahlschranken gebe. Ob neben "Profil" bald weitere Medien dazukommen, wollte er nicht sagen. Nur so viel: "Wir führen Gespräche mit allen Verlagen." Die Gespräche mit der Verlagsgruppe News gehen jedenfalls weiter. Ante portas stehen weitere Hefte, das bestätigte das Unternehmen auf STANDARD-Anfrage, ohne Titel nennen zu wollen. Kandidaten sind etwa "News" oder die Wirtschaftsmagazine "Trend" und "Format", die 2016 fusioniert werden.

Bei den Medientagen im September beäugte Roman Gaisböck von der Verlagsgruppe News Blendle noch skeptisch, als er davon sprach, eine eigene technische Lösung zu präferieren, um Onlineinhalte zu verkaufen. Er favorisierte ein Abo- oder Flatratemodell. In Österreich hat noch der "Kurier" angekündigt, spätestens Anfang 2016 eine Bezahlschranke für gewisse Online-Inhalte zu installieren.

Leser im Ausland

Bei den österreichischen Verlegern werben die Blendle-Macher mit der Aussicht auf ein internationales Publikum. So sollen Schweizer Artikel teilweise zu 80 Prozent von Deutschen gelesen werden.

Neben Blendle verkauft in Österreich etwa noch das Start-up Selectyco Einzelartikel ("Falter"). 2016 möchte auch die Austria Presse Agentur (APA) nachziehen. Der Kiosk mit aktuell über 200 Zeitungen und Magazinen als E-Paper soll um den Verkauf von einzelnen Artikeln erweitert werden. Ein Starttermin steht noch nicht fest. (Oliver Mark, 2.12.2015)