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Oettinger sieht digitale Piraterie am Vormarsch.

Foto: Reuters

Der Digitalkommissar der Europäischen Union, Günther Oettinger, hat sich erneut zum Thema Copyright geäußert. Seine Aussagen auf der Zukunftskonferenz Urheberrecht dürften allerdings, wie schon andere Äußerungen des Politikers, nicht unbedingt auf ungeteilte Zustimmung stoßen.

Oettinger tritt für eine Stärkung der Urheberrechte bei einer anstehenden EU-weiten Reform ein. Er sieht eine Notwendigkeit, das "Pendel" umzuschlagen. Denn seiner Verortung nach habe sich der Zeitgeist in den vergangenen Jahren "in Richtung Piraterie" entwickelt, berichtet Heise.

Lob und Kritik für Julia Reda

Während er der EU-Parlamentarierin Julia Reda (Piraten) Rosen als seiner Meinung nach fachkundigste Abgeordnete in diesem Bereich streute, teile er jedoch ihre Ansichten nicht. Reda tritt etwa für eine Verkürzung der Urheberrechtsschutzes auf kulturelle Werke ein. Statt individueller Regelungen, die derzeit in vielen Ländern ein Weiterwirken des Schutzes auf 70 Jahre nach dem Tod des Autors oder Künstlers vorsieht, plädiert sie für eine allgemeingültige Absenkung auf 50 Jahre.

Zudem fordert sie Reglementierungen für digitalen Kopierschutz zugunsten der Möglichkeit, Privatkopien zu erstellen und plädiert für die Einführung einer dem US-Recht entsprechenden Fair-Use-Klausel.

Oettinger sieht in ihren Vorschlägen eine rein auf "Digital Natives" ausgerichtete Lösung. Diese beachte jedoch nicht, dass viele Nutzer sich kurzfristig kostenlosen Zugang zu allen Inhalten wünschen, langfristig aber vielleicht selber Geld mit eigenen Inhalten verdienen wollen würden.

Streaming verdrängt Piraterie

Zwar feiern etwa bekannte Serien wie "Game of Thrones" alljährlich neue Rekorde in puncto Filesharing – ein Faktum mit dem Regisseur David Petrarca gelassen umgeht – doch insgesamt scheint der zunehmende Erfolg von Streamingdiensten wie Netflix, Amazon Prime im Videobereich oder Spotify und Apple Music für Musik zu einem Rückgang der Piraterie zu führen.

Beispielsweise zeigen Zahlen der IP Awareness Foundation einen Rückgang des BitTorrent-basierten Datenverkehrs, nach dem Start des Dienstes in Australien, wo allerdings auch neue Gesetze eingeführt wurden. Eine Befragung des Musikverbandes IFPI in Norwegen wiederum legt ebenso eine Verdrängung von Musikpiraterie durch Spotify und Co nahe.

Die Streamingservices selber wiederum werden durch einige Künstler kritisiert, die der Ansicht sind, dass sie keine faire Entlohnung leisten. Einer der bekanntesten Kritiker ist Radiohead-Sänger Thom Yorke, der sich zuletzt auf Youtube eingeschossen hat.

Aufweichung für Geoblocking

Den Kunden entgegenkommen will Oettinger in puncto Geoblocking, also die Beschränkung von digitalen Diensten auf Basis des Standortes des Nutzers. Hier solle es die Möglichkeit geben, Dienste wie Sky wenigstens auf Reisen "für einige Tage" auch in anderen EU-Staaten nutzen zu können. (gpi, 01.12.2015)