Das immergrüne Laub der Erica setzt den notwendigen Kontrast zur Blüte – und das fast vier Monate lang.

Illustration: Dennis Eriksson

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Der Gartler ist ja durch und durch romantisch. Bloß, dass es niemand bemerkt. Auch nicht seine Nachbarin, die Gärtnerin, von der er weiß, dass sie mit Vornamen Heide heißt. Das hat er dem Schild an ihrem Gartentürl entnommen. Gelegentliches Austauschen von Lob, Zuspruch und Banalitäten über den Gartenzaun hinweg, zu mehr hat es bis dato nicht gereicht.

Aber sie will seine Zeichen auch nicht erkennen, wiewohl sie deutlicher nicht sein können. So hat der Gartler doch tatsächlich über die letzten Jahre hinweg eine beachtliche Anzahl an Heidekräutern in seinem Garten integriert. Die Gärtnerin dürfte also auch Erika heißen, heißt die Gattung wissenschaftlich doch Erica.

Robust gegen Schnee

Gerade jetzt im Spätherbst, der Winter kann ruhig hereinbrechen, machen sich die Heidekräuter verdient. Die Schneeheide Erica carnea zum Beispiel blüht mit ein wenig Fortune von Dezember bis Mai. Die zarten, längs an den Trieben aufgereihten Glöckchen, verzücken mit leuchtendem Rosa, diversen Rottönen und auch einem brillanten Weiß. Das immergrüne Laub setzt den notwendigen Kontrast zur Blüte – und das fast vier Monate lang. Es gibt ebenso Züchtungen mit gelb- bis bronzefarbenem Laub.

Die Schneeheide, auch Winterheide oder Frühlingsheidekraut genannt, wächst eigentlich in den Bergen, in den Gebirgen Mittel- und Südeuropas. Sie erreicht, einmal ausgewachsen, die Höhe eines Gummistiefelschafts, und zeigt sich gegenüber einer Schneedecke robust. Bei entsprechendem Ausmaß an Sonnenlicht gedeiht sie selbst auf kalkigen Böden, bevorzugt trotz alledem einen Boden mit einem pH-Wert kleiner als sieben. Nur zu trocken dürfen diese nicht sein. Eine gute Humuserde, schön durchlässig – das mögen die Schneeheiden. Ein ideales Beet besteht aus Gruppen unterschiedlicher Farben und divergierender Blütezeiten.

Gestaffelt blühen

So kann die Siebenbürgenheide im Frühjahr von der Schneeheide die Staffel übernehmen, im Sommer übergibt diese dann an die Glockenheide, und zuletzt erhält im Herbst die Besenheide den Auftrag, sich gegen Ende des Herbsts mit der Schneeheide in Sachen Blüte kurzzuschließen. Das müsste der Nachbarin doch auffallen. Mit dem Heidebeet die Heide ins Bett – wenn es doch nur so einfach wäre!

Selbst die Begleiter diverser Erica halfen nichts: Das Blauglöckchen etwa spielt den weißen Winterheiden geschickt den Ball zu, kleine Narzissen inszenieren rosafarbene Schneeheiden perfekt, und vor dem tiefen Violett der Krokusse verstehen sämtliche Farben wunderbar zu leuchten.

Die Gärtnerin scheint von Romantik nichts zu verstehen. Muss er sich etwas anderes einfallen lassen. (Gregor Fauma, RONDO, 7.12.2015)