In Kindestagen fuhr in unserer Heimatgemeinde in Oberösterreich bei den sonntäglichen Fußballspielen – einheimische Sumpftruppe gegen auswärtige – immer ein Greißler mit rot-weißem VW-Bus vor, knatterknatter, pengpeng, husthust. An Bord Wurstsemmeln mit Gurkerln, Würstel, Kracherl, Bier und ähnliche überlebensnotwendige Basisversorgung. Die verschüttete Erinnerung weckte der T6, als er so ganz rot in weiß dastand. Dass die koloristische Idee auch bei jungen Menschen zieht, die gar nicht wissen, dass hier die Nostalgietaste gedrückt wird, bestätigte das allerortige Interesse.

Die Edition "Generation Six" des T6 zeigt, dass man bei VW inzwischen Deutsch verlernt hat. Sie versucht aber auch einen nostalgischen Schulterschluss mit dem bicoloren VW-Bus der 1950er-Jahre. Geniales Auto, keine Frage.
Foto: Volkswagen

Der VW-Bus gilt als Urmeter aller Großraumautos, die dann ab Chrysler Voyager/Renault Espace Vans genannt wurden. T steht für Transporter, ein wahres Wort, die Ziffer für die jeweilige Generation. Der obige T1 (1950-1967) lag mit 4,28 m Länge auf Niveau des heutigen Golf (4,26 m), der T6 als aktuellste Interpretation des Themas kommt in der Multivan-Kurzversion auf 5,01 Meter. Er ist also mit unseren Ansprüchen gewachsen.

Foto: Andreas Stockinger

Zeugs statt Zeugung

Der Kinderreichtum früherer Tage ist Geschichte, heutzutage überkompensieren wir Zeugung halt mit einer Menge Zeugs (symptomatische Verschiebung vom Subjekt zum Objekt), das besitzen zu müssen, wir uns einreden lassen, und davon findet jede Menge Platz im T6. Ein genialer Typ, dem es auch nicht schadet, dass er diesmal kein komplett neues Auto ist wie etwa Mercedes' V-Klasse. Du brauchst mehr Kofferraum? Rückbank auf den Schienen nach vorn schieben, fertig. Oder mehr Platz für den Ausflug mit Freunden (das sind die physischen; die digitalen heißen Friends und benötigen keinen Raum, nicht einmal im Herzen)? Platz in Hülle und Fülle.

Der Sharan ist der klassische Minivan, mit 4,85 m Länge ein richtig ausgewachsenes Auto. Toppt auch den Passat Variant im Raumangebot noch einmal deutlich. Leider ist die Allradversion nicht mit Doppelkupplungsgetriebe erhältlich.
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Dabei fährt sich der Multivan auch noch so sehr à la Pkw, dass man den Unterschied erst beim direkten Umstieg merkt, etwa auf den Sharan, und damit zum zweiten getesteten Großraummobil, einem Minivan. Auch der hatte Allrad, aber statt des 204-PS-Diesels im T6 war einer mit 150 an Bord. Nicht gerade übermotorisiert – trotz fast 200 kg Unterschied beschleunigt der T6 zügiger -, aber sportlicher Ehrgeiz ist in dieser Kategorie ohnehin nicht gefragt.

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Jedenfalls, der soeben facegeliftete Sharan zeigt auf, dass man Raum inzwischen auch richtig nobel verpacken kann, und das Fahrwerk ist so komfortabel, dass man mit dem Wagen selbst lange Strecken guten Mutes angehen kann. Nordkap oder Palermo? Wir überlegen noch. Vielleicht beides.

Schönheitspreis stand nicht an oberster Stelle im Lastenheft. Dafür ist er ein echtes Multitalent im Alltag, bei großem Platzbedarf nämlich. Und trotz Starrachse hinten fährt sich der neue Caddy erstaunlich munter und agil.
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Die Überraschung im "Einladung zum Einladen"-Dreiertestpack war aber der Caddy. Trotz nur 4,51 m Länge Platz bis zum Abwinken fährt sich der Neue so flott und wendig, wie man es ihm niemals zutraute. Innenraum nicht wirklich flauschig? Pfeif drauf!, werden jene denken, die's beim Kauf mit Wilhelm Busch halten ("Mit scharfem Blick, nach Kennerweise, seh ich zunächst mal nach beim Preise"): Für den Preis vom T6 bekommt man fast drei Caddys, für den des Sharan deren zwei. (Andreas Stockinger, 2.12.2015)

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