München – Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung in der klinischen Praxis. In Österreich gibt es etwa 300.000 Betroffene. Typische Symptome sind Herzrasen, Luftnot oder Schwindel.

Vorhofflimmern tritt häufig in Kombination mit Depressionen, Schlafstörungen und anhaltender Müdigkeit auf. Den Zusammenhang zwischen Depressionen und Vorhoflimmern haben nun Forscher des Helmholtz Zentrums München (HZM) in zwei klinischen Studien untersucht. Dabei wurden die Daten von über 500 Patienten mit paroxysmalem (anfallsartigem) Vorhofflimmern analysiert.

Psychische Verfassung bei Therapie berücksichtigen

Das Ergebnis der Studien: Depressive Stimmungen beeinträchtigen nicht nur das psychische Wohlbefinden, sondern verstärken auch die körperlichen Beschwerden. Symptome wie Unruhe, Übelkeit oder Kurzatmigkeit werden von den Betroffenen schwerwiegender empfunden als von Vorhofflimmerpatienten ohne Depression. Dies gilt bei paroxysmalem Vorhofflimmern ebenso wie bei persistierendem.

"Kardiologen machen ihre Entscheidung für eine mehr oder weniger aggressive Therapie normalerweise davon abhängig, wie stark das Vorhofflimmern den Patienten belastet. Dabei sollten allerdings nicht nur körperliche Symptome, sondern auch die psychische Verfassung und Lebensqualität des Patienten berücksichtigt werden." erklärt Studienleiter Karl-Heinz Ladwig vom HZM.

"Arzt und Patient beurteilen die psychische Verfassung von Vorhofflimmerpatienten oft unterschiedlich", betont der Experte. Konkret heißt das: Depression, Schlafstörung und geringe körperliche Aktivität werden von Ärzten weniger gravierend eingeschätzt als von den Betroffenen selbst. "Ärzte sollten geschult werden, damit sie Depressionen bei ihren Patienten besser erkennen. Außerdem wäre ein gezieltes Depressions-Screening in Kliniken und Praxen, die Vorhofflimmern behandeln, notwendig", fordert Psychosomatiker Ladwig. (red, 2.12.2015)