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Chinas Yuan wird im kommenden Jahr in den Währungskorb des IWF aufgenommen.

Foto: EPA / Woo He

Frage: Was genau hat der Währungsfonds in Washington beschlossen?

Antwort: Die chinesische Leitwährung Yuan wird ab dem 1. Oktober 2016 in den sogenannten Währungskorb des IWF aufgenommen.

Frage: Was ist der Währungskorb?

Antwort: Innerhalb des IWF existiert ein eigener Vermögenswert, die Sonderziehungsrechte oder Special Drawing Rights (SDR). Jedes Land, das dem Währungsfonds beitritt, erhält auf Basis seiner Wirtschaftskraft eine Quote zugeteilt. Aus dieser Quote ergibt sich automatisch Anspruch auf eine bestimmte Menge an Sonderziehungsrechten. SDRs sind keine Währung und auch keine Forderung an den IWF. Jeder Staat hat aber Anspruch darauf, dass sein SDR-Guthaben von den anderen Mitgliedsländern des Fonds in eine frei handelbare Währung getauscht wird, etwa in US-Dollar oder Euro. Der Tauschwert eines SDR-Guthabens bemisst sich anhand des Währungskorbs. Diesem gehörten bisher der US-Dollar, der Euro, der japanische Yen und das britische Pfund an. Chinas Yuan kommt als Nummer fünf hinzu. Innerhalb des Korbs ist jede Währung gewichtet, der Dollar zum Beispiel mit 40 Prozent. Sollen SDRs eingetauscht werden, erfolgt die Wechselkursberechnung auf Basis der Gewichtung der Devisen im Korb.

Frage: Warum gibt es Sonderziehungsrechte?

Antwort: Geschaffen wurden sie 1969. Im Rahmen des Bretton-Woods-Systems hatten sich die meisten Staaten dazu verpflichtet, einen fixen Wechselkurs zum Dollar beizubehalten. Um das zu erreichen, mussten Notenbanken immer wieder intervenieren, um den Wert der eigenen Währung zu schwächen oder zu stärken. Damit eine Notenbank das tun kann, braucht sie einen Vorrat an Fremdwährungen, die sie verkaufen kann. SDRs sollten dafür sorgen, dass jeder Staat auf solche Reserven zurückgreifen kann. Die Dollarbindung ist Geschichte, doch das System wurde beibehalten. Jüngst hat die Finanzkrise gezeigt, dass Länder, die dringend Devisen wie Euro brauchen, nicht an sie rankommen, wenn am Markt Panik herrscht.

Frage: Hat China wirtschaftliche Vorteile von der Entscheidung des IWF?

Antwort: Durch viele Medien geistern Meldungen, wonach Chinas Yuan nun zur Weltreservewährung aufsteigen wird. Investoren wie Nationalbanken, Kreditinstitute und Pensionsfonds könnten beginnen, verstärkt in den Yuan zu investieren, behaupten auch diverse Analysten. Dies würde die Bedeutung Chinas als Wirtschaftsmacht stärken. Tatsächlich gibt es aus Sicht von Anlegern aber keinen realwirtschaftlichen Grund, Chinas Währung stärker nachzufragen. So sieht man es auch bei der Oesterreichischen Nationalbank. Der Yuan wurde als Verrechnungseinheit aufgewertet – mehr ist nicht geschehen. Für private Anleger spielt nicht einmal das eine Rolle, weil SDRs nur von öffentlichen Institutionen gehalten werden können.

Frage: Also kein Vorteil für Peking?

Antwort: Symbolisch ist der Entscheid wichtig. Chinas Regierung drängt seit Jahren auf die Aufnahme in den Währungskorb. Der IWF akzeptiert dort nur Devisen, die als "frei handelbar" eingestuft werden, und diese Beurteilung ist aus Sicht Pekings wichtig, weil das Land gegenüber Investoren einen Öffnungskurs fährt. Im kommenden Jahr hält China die G-20-Präsidentschaft. Anfang September findet der G-20-Gipfel der Regierungschefs im chinesischen Hangzhou statt. Dass einen Monat später die IWF-Entscheidung umgesetzt wird, ist für Pekings Prestige sicher nicht nachteilig.

Frage: Hat die Entscheidung Auswirkungen auf den Euro?

Antwort: Die Aufnahme des Yuan in den Korb hat zur Folge, dass die vier übrigen Währungen an Gewicht verlieren werden. Am stärksten ist der Verlust für den Euro, dessen Gewicht von 37 auf rund 31 Prozent reduziert wird. Ein Grund dafür ist laut Notenbank in Wien die zuletzt nur mäßige Entwicklung der Wirtschaft in Europa. Eine Rolle spielt aber auch die Realpolitik: Die USA haben ein Vetorecht im Währungsfonds, ohne sie geht also gar nicht. Konkrete Auswirkungen auf die Werthaltigkeit des Euro hat der IWF-Entscheid aber nicht. (András Szigetvari, 2.12.2015)