Wien – Die 69 Zielpunkt-Lehrlinge können ihre Ausbildung fix bei einem der anderen Lebensmittelhändler fortsetzen. Die Geschäftsleitungen von Rewe, Spar, Hofer und Lidl hätten ihre Zusage für die Übernahme der Zielpunkt-Lehrlinge gegeben, sagten Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) am Mittwoch. Lidl hat für den 17. Dezember einen "Recruiting Day" organisiert, an dem sich für Zielpunkt-Mitarbeiter für alle möglichen Positionen bewerben können.

Kostenlose Weiterbildung

Wiener Beschäftigte, die sich neu orientieren wollen, können sich an den Wiener Arbeitnehmer-Förderungsfonds (Waff) wenden. Das Land Wien finanziere die Aus- und Weiterbildung vom Lehrabschluss bis hin zu einer vollständig neuen Berufsausbildung, teilte Waff-Vorstandsvorsitzende Tanja Wehsely (SPÖ) mit.

Masseverwalter: Möglichst viele Stellen erhalten

Allein in Wien beschäftigt Zielpunkt rund 1.400 Mitarbeiter. Ein Teil von ihnen traf am Mittwoch auf Masseverwalter Georg Freimüller. Er habe mitgeteilt, die Filialen in den nächsten vier bis sechs Wochen offen halten zu wollen, und die Mitarbeiter um Einsatz, Motivation und möglichst wenige Krankenstände gebeten, sagte Freimüller der APA. "Mein Ziel ist, möglichst viele Standorte zu verkaufen, um Arbeitsplätze zu erhalten."

Gut gefüllte Lager

Über Weihnachten und Silvester will der Masseverwalter die Filialen noch offen lassen, schließt aber frühzeitige Teilbetriebsschließungen nicht aus. Es werde davon abhängen, wie viele Interessenten es für die 229 Standorte gebe. Die Warenversorgung sei für die nächste Zeit gesichert. Frischware werde gegen Barzahlung oder Vorauskasse geliefert, zudem seien die Lager noch recht gut gefüllt.

Nach derzeitigem Wissensstand habe die Pleite "überwiegend betriebswirtschaftliche Gründe", so Freimüller. Über die Ursache wurde seit Bekanntwerden viel gerätselt. In der Branche wird bezweifelt, dass es im Oktober und November plötzlich massive Umsatzeinbrüche gab, wie Konzernchef Georg Pfeiffer meinte. Freimüller: "Es spricht vieles dafür, dass es wirklich so war. Zielpunkt war ein Sorgenkind, das Liquiditätsproblem wurde unterschätzt." (APA, 2.12.2015)