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Die Wohltätigkeit, so hat es der frühere "Wall Street Journal"-Reporter Robert Frank in "Richistan", einem Buch über die Welt des Geldes, zusammengefasst, sei das neueste, stolzeste Statussymbol der Superreichen.

Foto: AP/Hernandez

Im Film "The Social Network" war er der typische Nerd, der introvertierte Technikfreak, den um sich herum nichts interessierte, unsicher, linkisch und manchmal ziemlich fies. Vielleicht hat das Hollywood-Porträt ein wenig dazu beigetragen, dass Mark Zuckerberg immer markanter seine philanthropische Seite herausstellt und nun so etwas wie einen Paukenschlag in der Welt des Mäzenatentums landet. Der Mitgründer von Facebook hat die Geburt seiner Tochter Maxina, kurz Max genannt, zum Anlass genommen, um eine spektakulär gute Tat anzukündigen. 99 Prozent der Facebook-Aktien, die er zusammen mit seiner Frau Priscilla Chan hält, will er im Laufe seines Lebens für wohltätige Zwecke spenden.

Junge Wohltäter

Zuckerberg ist 31, Chan 30, das ist es, was manchen von einer Revolution sprechen lässt. So jung hat noch keiner avisiert, dass er sich vom größten Teil seines Vermögens zu trennen gedenkt. Die Dreißig sei offenbar die neue Siebzig, schwärmt Michael Bloomberg, New Yorks Ex-Bürgermeister, auch ein milliardenschwerer Mäzen, nur eben einer, der sich eher im fortgeschrittenen Alter zum Wohltäter entwickelte. Noch Bill Gates, mit 31 Milliarden Dollar der Spitzenreiter in der Tabelle der Spender, folgte der Philosophie, nach der man sich zunächst ganz aufs Geschäftliche konzentriert und erst später daran denkt, sich für Gemeinnütziges zu engagieren.

Noch mit Ende dreißig, so der Microsoft-Gründer, habe sich für ihn alles darum gedreht, seine Firma zu lenken. Ans Philanthropische habe er zu jener Zeit so gut wie gar nicht gedacht. Warren Buffett tat sich erst kurz vor seinem 80. Geburtstag mit Gates zusammen, um den "Giving Pledge" ins Leben zu rufen, nach dem sich Wohlhabende verpflichten, mindestens die Hälfte ihres Vermögens für Karitatives zu geben. Zuckerberg und Chan sehen das anders. "Unsere Gesellschaft steht in der Pflicht, jetzt zu investieren", schreiben sie in einem offenen, natürlich via Facebook verbreiteten Brief an ihre Tochter.

Aktienspende

Es beginnt mit einer Aktienspende, in den kommenden drei Jahren jeweils – maximal – eine Milliarde Dollar. Es bedeutet, dass Zuckerberg auf absehbare Zeit einen Mehrheitsanteil an den Stimmrechen von Facebook hält. Es bedeute aber auch, dass er seine Steuerlast beträchtlich mindert, "dass seine Großzügigkeit unglaublich steuereffizient ist", um es mit den Worten Robert Woods, eines Steueranwalts in San Francisco, zu sagen. Nicht nur, dass Zuckerberg den Marktwert der gespendeten Aktien vollständig absetzen könne, schreibt Wood im Wirtschaftsmagazin "Forbes". Wenn seine Stiftung die Papiere irgendwann veräußere, brauche sie, im Unterschied zu jedem normalen Aktienverkauf in den USA, darauf keine Kapitalertragssteuer zu zahlen.

Mit seiner Neugründung, der "Chan Zuckerberg Initiative", folgt der Facebook-Chef dem Vorbild von Gates, der im Duett mit seiner Frau die "Bill & Melinda Gates Foundation" führt und bis dato bereits 31 Milliarden Dollar spendete. Nach der Skizze von Zuckerberg und Chan soll die Stiftung dazu beitragen, Krankheiten zu heilen, mehr Menschen mit dem Internet zu verbinden, erneuerbare Energien zu fördern und vor allem das Bildungsangebot zu verbessern. "Unsere Generation wuchs in Klassenzimmern auf, in denen wir alle das Gleiche lernten, im selben Tempo, ohne Rücksicht auf unsere Interessen", schreiben die beiden in ihrem Brief. Man wolle mit den besten Bildungsexperten zusammenarbeiten, um in Schulen auf der ganzen Welt das Konzept personalisierten Lernens anzuwenden.

Vorbilder Gates und Buffett

Zuckerberg, die Stimme der Millennials. Mark Zuckerberg wolle auf dieselbe Weise zur Lichtgestalt seiner Generation werden, wie Gates und Buffett in ihrer jeweiligen Generation für aufgeklärtes Businessdenken standen, sagt Richard Marker, Chef der New Yorker Consulting-Firma "Wise Philanthropy".

Die Wohltätigkeit, so hat es der frühere Wall-Street-Journal-Reporter Robert Frank in "Richistan", einem Buch über die Welt des Geldes, zusammengefasst, sei das neueste, stolzeste Statussymbol der Superreichen. Gönnerhafte Stifter habe es in Amerika schon immer gegeben, Dynastien wie die Rockefellers oder die Carnegies. Inzwischen aber sei ein wahrer Wettlauf im Gang. "Da verschenkt einer Millionen, ja Milliarden, und zeigt allen: Hey, es tut mir nicht mal weh. Davon geht ein Reiz aus, der seinesgleichen sucht." (Frank Herrmann, 2.12.2015)