Wenn wir über Klimaschutz reden, reden wir über Maßnahmen, die zu einer Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen führen. Das heißt flächendeckende Reduktion von Verbrennungsvorgängen in den Bereichen Verkehr, Industrie, Abfallwirtschaft, Elektrizitätser-zeugung und Raumwärme.

Viele Delegierte von Regierungen, Interessenvertretungen oder internationalen Organisationen haben dabei im Fokus, CO2 emittierende Energieverwertung und -erzeugung durch Windkraft, Geothermie, Wasserkraft, Photovoltaik und Fernwärme zu ersetzen. Ein nobles Ansinnen, das viel Beifall, politische Unterstützung und Ressourcen auf sich zieht. Diese Energiewende, sogar Energierevolution genannt, bleibt aber im Realitätscheck viele Antworten schuldig. So viele Jahre schon beschäftigen sich politische Prozesse mit dem großen Wurf, dabei vergessen jene Zukunftsarchitekten, dass wir nicht nur globale Zielsetzungen, sondern auch praktische Fragen des Alltags klären müssen: Wer trägt die Kosten? Wie gestalten wir konkret den Übergang? Was darf oder soll ein Staat seinen Bürgern vorschreiben? Und wie viel Zeit nehmen wir uns eigentlich dafür?

In der Klimaschutz- und Erneuerbaren-Euphorie wird leider völlig vernachlässigt, dass vorschnell verurteilte Technologien längst einen wertvollen Beitrag in Sachen Klimaschutz leisten. Während die Europäische Kommission in ihren aktuellen energiepolitischen Plänen längst den Stellenwert von Energieeffizienz erkannt hat, werden andernorts Fakten ignoriert: Seit 2009 wurden bei der Förderaktion "Heizen mit Öl" 38.000 Anträge zur Förderung neuer Heizanlagen eingebracht und damit eine Effizienzerhöhung von 1849 GWh erzielt – zum Vergleich, mit 1000 GWh kann eine Milliarde mal Wäsche gewaschen oder der Jahresbedarf von einem Drittel aller Wiener Haushalte gedeckt werden. Zudem belasten die praktisch feinstaubfreien Ölheizungen die Luft kaum mit Emissionen – feste Brennstoffe wie Stückholz und Pellets emittieren bis zu 1200-mal mehr.

Zukunftsfit ist die Ölheizung durch laufende technologische Weiterentwicklungen im Sinne von Umwelt und Konsumenten. Letztere sind mit dem Umstieg auf Erneuerbare sehr oft finanziell überfordert, der sie via Einbahnstraße in die Energiearmut führen könnte. Ohne die Möglichkeit eines Ölheizungstausches mit niedrigen Investitionskosten und Energieeinsparungen von bis zu 40 Prozent käme es in diesen Haushalten wohl kaum zu relevanten Effizienzmaßnahmen.

Bei aller Begeisterung für Erneuerbare: Bleiben wir realistisch und schätzen wir vor allem auch jenen Beitrag, den Energieeffizienz leisten kann. Politische Entscheidungsträger und die Verhandler in europäischen und internationalen energiepolitischen Prozessen sollten sich also nicht von grünen Marketingstrategien im Holzdesign blenden lassen. Effizienz ist das Leitthema, das uns realistischerweise in die Zukunft führen kann. (Martin Reichard, 2.12.2015)