Wien – Knalleffekt in der Vienna Insurance Group (VIG), dem größten österreichischen Versicherer und Marktführer in Osteuropa: Konzernchef Peter Hagen verlässt das Unternehmen mit den Markennamen Wiener Städtische, Donau- und S Versicherung. Hagen, seit Juni 2012 an der Spitze der Gruppe, wird seine Funktion per Jahresende niederlegen, teilte das börsenotierte Unternehmen am Mittwochabend mit.
Hagens Vertrag wäre noch bis Juni 2018 gelaufen. Nachfolgerin soll Elisabeth Stadler (54) werden. Die studierte Versicherungsmathematikerin lenkt seit September 2014 die Geschicke der Konzern-Tochter Donau Versicherung. Sie ist im Aufsichtsrat von Post, Casinos Austria und Präsidentin der Gesellschaft für Versicherungsfachwissen, Vizepräsidentin des Österreichischen Roten Kreuzes. Zu Stadlers Hobbys zählen Golf und klassische Musik.
Über die Hintergründe des Abgangs machte die VIG keine Angaben, allerdings pfeifen die Spatzen schon länger schwerwiegenden Zerwürfnisses von den Dächern. Stein des Anstoßes: Langzeitchef der Assekuranz, Günter Geyer, zog auch nach seiner Pensionierung und einer Übergangsfrist als Aufsichtsratschef im Hintergrund die Fäden. "Er konnte nicht locker lassen", beschreibt es ein VIG-Kenner: Hagen habe keine wichtigere Entscheidung treffen können, ohne diese im Vorfeld mit Geyer abzustimmen. Unterblieb die Koordinierung mit dem Präsidenten, hagelte es Kritik im Nachhinein, schildern Insider die Konstellation. Unter diesen Umständen habe Geyers einstiger Wunschkandidat keine Zukunft mehr im Konzern gesehen. Hagen warf das Handtuch.
Weniger mit dem Abgang zu tun hatten dem Vernehmen nach die kürzlich kommunizierten Wertberichtigungen in Höhe von 195 Mio. Euro auf IT-Systeme, die das heurige Ergebnis verhageln. Hagen (55) ist seit 1989 in der VIG, seit Juli 2004 im Vorstand. (as, 2.12.2015)