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Peter Zeidler war Red-Bull-Trainer.

Foto: APA/Eggenberger

Salzburg – Seit Donnerstagfrüh ist auch der achte Trainer der bisher zehn Jahre dauernden Ära des Fußballvereins Red Bull Salzburg Geschichte. Peter Zeidler wurde nach den Worten des sportlichen Leiters Christoph Freund "freigestellt". Dem 53-jährigen Deutschen, der im Sommer vom FC Liefering gekommen war, folgt interimistisch dessen 47-jähriger Landsmann Thomas Letsch, der seinerzeit beim Zweitligisten wiederum Zeidler gefolgt war. Letsch, seit 2012 beim Verein, wirkte neben seiner Tätigkeit in der Salzburger Akademie schon als Assistent von Chefcoach Roger Schmidt, ehe sich dieser nach Leverkusen verabschiedete.

Zeidlers Entlassung kam nicht überraschend, aber überraschend flott. Noch am Mittwoch hatte Christoph Freund eine Trainerdiskussion verneint und auf die beiden bis zur Winterpause noch verbleibenden Ligaspiele bei Mattersburg (6. Dezember) und gegen Rapid (13. Dezember) verwiesen, für die es die ganze Energie zu bündeln gelte.

Causa Hinteregger

Die Trainerfrage hatte sich nicht nur wegen des schwachen Auftretens der Mannschaft beim 1:1 im Heimspiel gegen Schlusslicht Wolfsberger AC gestellt, das Geldgeber Dietrich Mateschitz in der äußerst schütter besetzten Red-Bull-Arena miterlitten hatte. Vielmehr war Martin Hinteregger das Top-Thema gewesen. Zeidler hatte den Teamspieler zum wiederholten Mal wegen mangelhafter Trainingsleistungen und unprofessionellen Verhaltens aus dem 18-Mann-Kader eliminiert.

Freilich wurde die Causa Hinteregger auch am Donnerstag in der Vorstellungspressekonferenz für Interimscoach Letsch thematisiert, allerdings soll sie mit Zeidlers Ablöse nichts zu tun haben. Die Disziplinierung des 23-jährigen Verteidigers, der bis Sommer 2019 unter Vertrag steht, aber äußerst abwanderungswillig sein soll, sei von der Klubführung durchaus goutiert worden. "Jeder andere Trainer der Welt hätte das auch getan", sagte Neo-Coach Letsch, der nicht sagen wollte, wie er mit Hinteregger verfahren wolle. Derzeit kann der Spieler wegen einer leichten Verletzung nicht mittrainieren.

Auch der verpasste Herbstmeistertitel sei kein Grund für die Trennung von Zeidler gewesen. Freund: "Auch wenn wir Herbstmeister geworden wären, wäre die Entscheidung so gefallen." General Manager Jochen Sauer ergänzte: "Wenn wir den Abwärtstrend nicht stoppen, dann laufen wir Gefahr, die letzten zwei Spiele nicht zu gewinnen" – womit der Meister der letzten sieben Spiele vor Weihnachten nur eines gewonnen hätte.

Natürlich keine Namen

Sauer sagte auch, dass der Verein einen Trainer finden wolle, unter dem wieder jener Fußball gespielt werde, der unter Zeidlers Vorgänger Adi Hütter oder Roger Schmidt in Salzburg zu sehen gewesen sei. Namen fielen natürlich keine, schwirrten aber bald durch die Gegend. Der des jüngst beim VfB Stuttgart gescheiterten Ex-Leipzig-Coachs Alexander Zorniger war ebenso zu vernehmen wie Lucien Favre, wobei der ehemalige Erfolgstrainer der Gladbacher wohl eher nicht für einen, wenn auch gut alimentierten, Ausbildungsverein infrage kommt.

Als solcher will sich Red Bull Salzburg vermutlich weiter verstehen, wenn auch Sportleiter Freund die Güte des aktuellen Kaders betonte. "Ich lasse es nicht gelten, dass wir in Salzburg keine sehr gute Mannschaft hätten. Wir können aus dieser Mannschaft mehr herausholen." Thomas Letsch konstatierte ebendieser Mannschaft nach einer ersten Trainingseinheit "eine Mischung aus Lockerheit und Freude und Umsetzung der Inhalte, die ich wollte". (APA, lü, 3.12.2015)

Die Trainer von Fußball-Double-Gewinner Red Bull Salzburg seit dem Einstieg von Red Bull 2005 samt Grund für das Ende der jeweiligen Trainertätigkeit im Überblick:

Juli 2005 – Ende Mai 2006
Kurt Jara (AUT): entlassen

Anfang Juni 2006 – Ende April 2008
Giovanni Trapattoni (ITA – bis 12. Juni 2007 mit Co-Trainer Lothar Matthäus/GER, ab 18. Juni 2007 und bis 4. Jänner 2008 mit Co-Trainer Thorsten Fink/GER): Vertragsende/Wechsel zur irischen Nationalmannschaft

Mai 2008 – 15. Juni 2009
Co Adriaanse (NED): Vereinseitige Trennung nach Vertragsende

15. Juni 2009 – 8. April 2011
Huub Stevens (NED): Einvernehmliche Trennung

8. April 2011 – 12. Juni 2012
Ricardo Moniz (NED – mit Co-Trainer Niko Kovac/CRO): Rücktritt

1. Juli 2012 – 31. Mai 2014
Roger Schmidt (GER): Trennung auf eigenen Wunsch/Wechsel zu Bayer Leverkusen

1. Juni 2014 – 15. Juni 2015
Adi Hütter (AUT): Einvernehmliche Trennung

22. Juni 2015 – 3. Dezember 2015
Peter Zeidler (GER): Vereinsseitige Trennung

ab 3. Dezember 2015 interimistisch
Thomas Letsch (GER)